Das Yugantar-Kollektiv gründete sich in den Jahren 1979/80 inmitten der revolutionären Stimmung an den indischen Universitäten in den 1980er Jahren: von Bürgerrechts- und radikalen linken Bewegungen, den Kämpfen um das Landrecht und einem allgemeinen Ausbruch von kreativem Aktivismus, der mit der Entfaltung der autonomen Frauenbewegung in der Zeit nach dem Ausnahmezustand einherging. Der Name des Kollektivs trägt den radikalen historischen Wandel in sich: Yugantar, was so viel bedeutet wie „Übergang zu einer neuen Ära“.
Das Kollektiv zählt auch zu den Pionier*innen des unabhängigen staatlichen Dokumentarfilmschaffens in Indien, das sich in den 1980er und 90er Jahren allmählich etablierte und als solches als Teil einer aufkommenden Bewegung des unabhängigen politischen Dokumentarfilms in Indien betrachtet werden muss. Die Würdigung des Yugantar-Kollektivs Arbeit ist wichtig, um die unbestreitbare Bedeutung des besonderen Ansatzes von Filmemacherinnen und den Einfluss des feministischen Diskurses auf innovative und kollaborative dokumentarische Praktiken und Ästhetiken im indischen Kontext und darüber hinaus zu betonen.
Das Projekt „Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart“ bot die Möglichkeit zur digitalen Restaurierung des Films KYA HUA IS SHAHAR KO?, seine Wiederaufführung im Rahmen des Berlinale Forums 2013 sowie anschließend die Veröffentlichung auf DVD. Erst das Arsenal-Projekt „Archive außer sich“ (2017–2021) schaffte einen Rahmen, um die Arbeit an den Yugantar-Filmen fortzusetzen. Die digitalen Restaurierungen von TAMBAKU CHAAKILA OOB ALI und IDHI KATHA MATRAMENA wurden erstmals im Rahmen des Berlinale Forum 2019 in Anwesenheit von Deepa Dhanraj und Abha Bhaiya präsentiert, gefolgt von der Premiere von SUDESHA auf dem Festival Archival Assembly #1 im Jahr 2021.
Ein Film wie IDHI KATHA MATRAMENA wurde seinerzeit viel gezeigt und unter feministischen Aktivist*innen diskutiert. Heute stehen die Yugantar-Filme in digitaler Form wieder einem zeitgenössisches Publikum, Aktivist*innen und Gewerkschaften in Indien zur Verfügung. Die Filme des Kollektivs können als lebendige und ständig reaktivierte Dokumente betrachtet werden, als Teil eines sich ständig wandelnden feministischen Archivs, das seinen Platz in der Gegenwart und in der Zukunft einnimmt.
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