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Inspiriert von dem Roman "Zwei ernsthafte Damen" von Jane Bowles, sowie von Texten von Virginie Despentes dreht sich meine Arbeit um folgende Frage: Was sind eigentlich ernsthafte Damen? Um diese Frage zu untersuchen habe ich begonnen, ein Drehbuch zu entwickeln, in dem es drei verschiedene Frauen gibt, die sich zu einer ernsthaften Dame zusammensetzen können. Alle drei Rollen werde ich selber spielen. Die Frauen kommunizieren miteinander über Telefon und Klingelsprechanlagen. So wie bei Bowles wirken alle Dialoge des Films fast wie Monologe. In dem Sinn gehen alle Figuren ineinander über und trennen sich dann wieder völlig unverhofft und sehr scharf voneinander. Die drei ernsthaften Damen sind Bruchstücke oder Facetten einer möglichst emblematischen, ernsthaften Dame.

In einer der zentralen Szenen des Films geht eine der ernsthaften Damen – eine Schauspielerin – zur Probe. Sie betritt die Bühne im Berliner Ensemble – wo ich selber einige Jahre als Schauspielerin engagiert war – und findet sich im Bühnenbild des Stückes "Die Mutter" von Bertolt Brecht wieder. Dafür bin ich stark von Originalaufnahmen einer Aufzeichnung von "Die Mutter" aus dem Jahr 1958 am Berliner Ensemble inspiriert worden. Die Figur steht mehrmals in einer Probensituation, in der Helene Weigel als Auswahlkommission und – nach Brecht‘schem Muster – als Kontrollchor funktioniert. Das Ziel der Auseinandersetzung mit diesem gefundenen Filmmaterial ist es, die Frage aufzuwerfen, inwiefern es möglich ist, die ideologische und ästhetische Auseinandersetzung Brechts mit dem Kommunismus und der Rolle der Frau für heute relevant zu machen. Dabei hoffe ich eine historische Perspektive auf die Ernsthaftigkeit meiner Damen zu entwerfen.

SERIOUS LADIES wird auf einer Digital Harinezumi Kamera gedreht, einer japanischen Spielzeugkamera, die der Bildqualität von Super 8 ähnelt, und mit der einige RegiesseurInnen (wie Claire Denis, Harmony Korinne und Bruce LaBruce) schon beeindruckende Kurzfilme gedreht haben. Die intime Art und Weise wie ich mich Bowles literarischen Figuren annähere, soll in der Home-Movie-Ästhetik dieser Miniatur-Handkamera wiedergespiegelt werden. Des Weiteren arbeite ich mit handgeschriebenen Texten, die funktional als Untertitel und ästhetisch als Bilder einmontiert werden.

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Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds