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Das Geschichtenerzählen erfüllt seit Entstehung der gesprochenen Sprache die Rolle eines kreativen Archivs der Kulturgeschichte. Auf diesen mündlichen "Dokumenten" gründen die Gewohnheiten und Moralvorstellungen, das Unterhaltungsprogramm und jeder Aspekt der täglichen Erfahrung von Gesellschaften. Diese Geschichten haben sich entwickelt und verändert, sie entwerfen ein Verständnis von uns selbst und schaffen eine Verbindung zu den Jahrhunderten unserer Vorfahren. Film, Literatur, Kunst und Wissenschaft basieren alle auf der Geschichte dieses Wissens. Der Eine informiert den Anderen. Diese menschlichen Ausdrucksformen bedingen sich in ihrer Entwicklung gegenseitig. Die Wissenschaft informiert die Kunst. Die Kunst informiert die Musik. Die Musik inspiriert den Maler. Ein kreativer Geist hat über die Möglichkeit vom Zeitreisen aufgeklärt und spricht von der Beschleunigung parallel zur Geschwindigkeit eines Lichtstrahls. Das gleiche Licht reist vielleicht durch einen Filmstreifen. Diese Geschichten bringen uns weiter, verbinden und helfen uns nicht zu vergessen, wer wir sind oder wer wir sein könnten.

Musik ist eine Bearbeitung dieser mündlichen Geschichten. Eine Form steht in direkter Verbindung mit ihrem Vorläufer, wie Adern, was diesen Geschichten erlaubt weitererzählt und interpretiert zu werden. In modernen Zeiten kommt der Ansatz, Plagiate als Verbrechen zu betrachten, dem Versuch nahe, einen Besitzanspruch auf einzelne Momente dieses Prozesses zu erheben. Isidore Ducasse schreibt in seinem Buch Maldoror: "Plagiarismus ist wichtig. Er ist der Idee von Fortschritt implizit." Betrachtet man das Sampling im Hip Hop als ein Geschichtenerzählen in der mündlichen Tradition, d.h. in einer direkten Verbindung zu unserer gemeinsamen Vergangenheit, eröffnen sich neue Möglichkeiten für alle Kunstrichtungen.

Das Konzert

"The Devil's Blind Spot" erschaffen Musik mit Soundfragmenten aus Dokumentar- und Spielfilmen im Archiv des Arsenal. Aus Gesprächen zwischen Lightnin' Hopkins und seinen Freunden und Musikerkollegen oder Hitchcock-Dialogen über die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft wurden Teile isoliert und in eigenständige musikalische Einheiten transformiert. Mal ist ein ganzer Satz das Inspirationsmaterial, in anderen Fällen nur das Knacken der Tonspur auf dem Startband des Films. John Blue benutzt diese Elemente als Ausgangspunkt für eine Performance, die, gemeinsam mit dem Gitarristen Axel Scheele und dem Schlagzeuger Daniel Grinstead, Samples, Elektronik und Live-Instrumente verbindet. Das Konzert fand am 29.6.2013 im Grüner Salon statt.

Mit Tonfragmenten aus den Filmen:
MUSIC FOR THE MOVIES: TÔRU TAKEMITSU Charlotte Zwerin, USA 1994
THELONIOUS MONK: STRAIGHT, NO CHASER Charlotte Zwerin, USA 1988
MURDER! Alfred Hitchcock, GB 1930
JAMAICA INN Alfred Hitchcock, GB 1939
BOOMERANG Richard Serra, USA 1974
TELEVISION DELIVERS PEOPLE Richard Serra, USA 1973
SOLJARIS Andrej Tarkewskij, UdSSR 1972
ANDREJ RUBLJOW Andrej Tarkewskij, UdSSR 1969
STALKER Andrej Tarkewskij, UdSSR 1979
THE MURDER OF FRED HAMPTON Mike Gray, USA 1970
THE BLUES ACCORDIN’ TO LIGHTNIN’ HOPKINS Les Blank, USA 1968
DIZZY GILLESPIE Les Blank, USA 1965
POINT OF ORDER Emile de Antonio, USA 1963
plus: Filme von Len Lye

Gefördert durch:

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Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds