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Satyajit Ray (* 2. Mai 1921 in Kolkata; † 23. April 1992 ebenda) entwickelte einen vom Neorealismus des französischen und italienischen Films inspirierten, ganz eigenen humanistischen Filmstil. Ray war in seinen Produktionen oft sowohl beim Casting, wie der Kamera, dem Schnitt, der Musik und der Produktion beteiligt. Bereits sein Debüt Pather Panchali (1955) brachte ihm – und erstmals auch dem indischen Film – weltweite Anerkennung. Ray drehte 36 Filme, darunter auch Dokumentar- und Kurzfilme. Zudem war er als Schriftsteller, Herausgeber, Illustrator, Komponist, Grafikdesigner and Filmkritiker tätig.

CHARULATA (Die einsame Frau) Indien 1964, 117 min
Rays Adaption einer Kurzgeschichte von Rabindranath Tagore erzählt vom komplexen Geflecht von Beziehungen und Gefühlen einer reichen Familie in Kolkata Ende des 19. Jahrhunderts. Während Bhupati ganz in seiner Arbeit als Zeitungsherausgeber aufgeht, langweilt sich seine Frau Charulata allein in der großen Villa. Um sie zu unterhalten, bittet er seinen schriftstellerisch begabten jüngeren Bruder, ihr Gesellschaft zu leisten und ihr literarisches Talent zu fördern. Doch nach einigen Monaten gehen die Gefühle der beiden über eine literarische Freundschaft hinaus. Ray betrachtete CHARULATA, eine weitere Liebeserklärung an seine Heimatstadt Kolkata, als seinen besten Film.

Silberner Bär für Beste Regie bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1965

„Der Film erinnert an Tagores eigene Beziehung zu seiner Schwägerin Kadambari. Madhabis nuancierte Darstellung, Soumitras jugendlicher Charme, Bansi Chadraguptas künstlerische Leitung, Subrata Mitras Kamera und sowohl Rays Regie als auch seine Musik vereinen sich zu einem der Klassiker des Weltkinos.“ BFI

JAI BABA FELUNATH (Der Elefantengott) Indien 1979, 112 min
In der Adaption von Rays gleichnamigem Kriminalroman wird Detektiv Feluda bei seinem Urlaub in der heiligen Stadt Benares in den Diebstahl einer wertvollen Statur des Gottes Ganesh (dem 'Elefantengott') verwickelt. Der skrupellosen Händler Maganlal setzt Feluda unter Druck, die Ermittlungen einzustellen. Da geschieht ein Mord und weitere Verdächtige geraten in Feludas Fokus.

KAPURUSH (Der Feigling) Indien 1965, 70 min
Drehbuchautor Amitabha Roy ist auf dem Weg in die Provinz, um für ein neues Projekt zu recherchieren. Als sein Wagen in einem kleinen Dorf liegenbleibt, erkennt er in der Frau des Mannes, der ihm Unterkunft für die Nacht bietet, seine Jugendliebe wieder, die er damals aus Feigheit in einem schwierigen Moment verlassen hatte. Seitdem war er nicht in der Lage, eine Beziehung mit einer anderen Frau einzugehen.

MAHANAGAR (Die Großstadt) Indien 1963, 136 min
Kolkata Mitte der 1950er Jahre. Die Großfamilie Mazumdar lebt unter einem Dach. Subratas Gehalt als Bankangestellter ist knapp, also beschließt seine Frau Arati entgegen allen Konventionen auch arbeiten zu gehen. Gegen den Willen ihrer Schwiegereltern nimmt sie einen Job als Verkäuferin von Strickmaschinen an. Das Arbeitsleben gibt ihr eine neue Lebensdimension, sie ist erfolgreich und setzt sich für die Rechte von Kolleginnen und ihre eigene finanzielle Unabhängigkeit ein, womit sie das patriarchale Wertesystem in Frage stellt. Als ihr Mann seinen Job verliert, wird ihr Verdienst unverzichtbar. Doch die umgedrehten Geschlechterrollen belasten bald auch ihre Ehe.

Silberner Bär für Beste Regie bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1964

MAHAPURUSH (Der Heilige) Indien 1965, 65 min
In der Verfilmung von Rajshekhar Basus satirischer Kurzgeschichte über eine gläubige Hindu-Familie, die einem selbsternannten Heiler verfällt, der behauptet, alterslos zu sein, brachte Ray seinen Zynismus gegenüber spirituellen Gurus und Hochstaplern zum Ausdruck. Ein Freund der jüngeren Tochter ist empört, wie der vermeintlich heiliger Mann die Gutgläubigkeit der Familie ausnutzt, und setzt alles daran, dessen Schwindel auffliegen zu lassen.

NAYAK (Der Held) Indien 1966, 117 min
Schauspielstar Arindam, dargestellt vom damaligen bengalischen Megastar Uttam Kumar, reist mit dem Zug von Kalkutta nach Delhi, wo er einen Preis erhalten soll. Als er von einer Journalistin angesprochen wird, beginnt er, ihr seine Vergangenheit, Ängste und Geheimnisse zu offenbaren. Als der Zug sein Ziel erreicht, wird Arindam von seinen begeisterten Fans erwartet, und schaltet zurück zu seinem Star-Ich, in dem kein Platz für Schuld oder Geständnisse ist. In kunstvollen Rückblenden erzählt Ray eine verschachtelte Lebensgeschichte, ebenso unterhaltsam wie bewegend in ihrem sensibel formulierten Zweifel an vermeintlichen Werten wie Ruhm und Erfolg.

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