Subtil wirft Bademsoy die drängenden Fragen unserer Gegenwart auf: Welche Perspektiven bietet Deutschland jungen Menschen und wie verbunden ist die zweite Einwanderergeneration noch mit den Erfahrungen ihrer Eltern?
Während Türkan neben einem eng getakteten Arbeitstag als Busfahrerin ihren Vater pflegt und auf engstem Raum mit ihrer pubertierenden Tochter streitet, wirken die Erinnerungen an die eigene Jugend wie weit entfernte Momente einer sorglosen Zeit. Zwischen den Vorbereitungen für eine Veranstaltung und dem eigenen Restaurantbetrieb sind auch NalanundNazan damit beschäftigt, sich im Alltag durchzukämpfen. Ihre Kinder sind mittlerweile selbst junge Erwachsene und leben die an Traditionen anknüpfende Bindung zur Familie. Die Welt dieser nächsten Generation spannt sich zwischen den Extremen auf: scheinbar freie Selbstdarstellung auf Instagram und gleichzeitiger Rückzug in den Islam als Bezugspunkt und Sicherheitsversprechen. Nur Arzu kickt noch auf dem Fußballplatz in Kreuzberg, als wäre die Zeit nicht vergangen. Dabei erzählt sie auch von ihrem heimlichen Wunsch in der Türkei zu leben. Die Dinge verkehren sich: während ihre Eltern in Berlin von ihr Fürsorge im Alter brauchen, ist Arzu zu Besuch in einer türkischen Stadt am Meer, verfolgt mit Freund*innen die Wahl und lässt den Blick schweifen. Auf ein Land, das Heimat und Sehnsuchtsort zugleich ist.
"Aysun Bademsoy gelingt ein feinmontiertes Schichtwerk deutsch-türkischer Perspektiven, in dem weibliche Identitätskonzepte einer Gesellschaft zurückspiegelt werden, die Integration nur als Erwartungshaltung formuliert. "Wenn andere nicht akzeptieren, dass wir Deutsche sind, wie sollen wir das dann akzeptieren?", fragt Selin, die Tochter von Türkan. Man muss die drei früheren Filme nicht kennen, um SPIELERINNEN zu verstehen – und um die Bedeutung dieses Projekts wertzuschätzen, das nun bald dreißig Jahre umfasst. Das Schönste daran: Fußball gespielt wird auch wieder!" DOK Leipzig
"Bademsoys "Mädchen am Ball" (1995) porträtierte Teenagerinnen, die in der ersten türkischen Frauenfußballmannschaft in Berlin "Agrispor" kicken. In "Nach dem Spiel" (1997) und "Ich gehe jetzt rein" (2008) fragte sie, was ihre Protagonistinnen aus sich gemacht haben… SPIELERINNEN zeigt jetzt selbstständige, tatkräftige Mittvierzigerinnen – ob Busfahrerin oder Veranstalterin -, die sich dennoch mit Erwartungen von Gesellschaft, Ehemännern und Kindern auseinandersetzen müssen. Im Gespräch mit den Töchtern lässt sich der Vergleich zwischen Frauenrollen damals und heute ziehen: sind die Familien weniger konservativ? Dürfen die Mädchen einen Freund haben? Fühlen sie sich mehr "deutsch"?" tuepisch-tuerkisch.de/spielerinnen