Beginnend mit dem Monat Januar 2016 zeigt das Arsenal Filmatelier jeden letzten Sonntag im Monat ein Filmprogramm, das sich an Kinder unterschiedlichen Alters richtet. In diesen Programmen gesellen sich zu Künstler-, Experimentalfilmen und anderen filmischen Gattungen immer wieder auch Filme, die in Zusammenarbeit mit Filmemacher_innen, Musiker_innen und Vermittler_innen in der schulischen und außerschulischen Filmvermittlung des Arsenal entstanden sind. Im ersten Filmprogramm der Reihe lädt Stefanie Schlüter die jüngsten Kinobesucher_innen, Kinder ab 4 Jahren zu einer Expedition durch die Experimentalfilm-Sammlung des Arsenal ein.
Auf der Leinwand erwarten dich erstaunliche Ereignisse, im Saal überraschende Klänge: Der Film A MAN AND HIS DOG OUT FOR AIR (Robert Breer, USA 1957) verstrickt dich in ein fröhliches Linienspiel mit Vogelgezwitscher. Siehst du den Mann, der seinen Hund spazieren führt? In DWIGHTIANA (Marie Menken, USA 1959) unternehmen Perlen, Steine, Glitter, Farben und andere Dinge einen klingenden Spaziergang über die Bilder des Künstlers Dwight Ripley. Was für ein Spaß! Können wir unseren Augen noch trauen? Die lose Ecke in LOOSE CORNER (Anita Thacher, USA 1986) lässt Menschen verschwinden; aus einer Frau werden plötzlich zwei; ein Hund wächst so lange, bis er größer ist als ein Mensch. Was glaubst du: Was passiert als nächstes in der losen Ecke? In TRICKFILM (Deutschland 2007) hat ein Löwe einen überraschenden Auftritt. 22 Kinder aus Berlin haben in einem Wochenend-Workshop im Arsenal diese zwei kurzen Trickfilme hergestellt." Im Anschluss an die Filmvorführung sind alle zum Malen und Zeichnen ins Rote Foyer des Arsenal eingeladen.
Eine Reise nach "Anderswo" mit fünf experimentellen Filmen ohne Dialog für Kinder ab sieben Jahren und Erwachsene präsentieren wir am 28. Februar: In THE SPIRIT OF THE NAVAJO (1966) folgen Mary Jane und Maxine Tsosie – beide Navajo – dem Heilungsritual eines Medizinmanns, vom Kräutersammeln in der Wildnis, dem "Malen" eines Sandmandalas bis zur Behandlung von Patienten. NAVAJO RAIN CHANT (1971) ist eine klitzekleine bunte Animation, so lang wie das Lied, das den Regen herbeiruft. VALENTIN DE LAS SIERRAS (1968) filmte Bruce Baillie in Mexiko mit einem blinden Sänger und Ball spielenden Kindern. In TAKE THE 5:10 TO DREAMLAND (1975) nimmt uns die assoziative Montage aus gefundenen Filmbildern mit auf eine Reise ins Traumland. Und zum Schluss spielt Richard Serra mit seiner großen Hand Fangen (HAND CATCHING LEAD, 1968).
Was klingt, kratzt, raschelt da im Film? Seit das erste Mal im Jahr 1895 Filme gezeigt wurden, wurden dazu Klänge und Musik gespielt. Unterschiedlichste Klänge, Musiken und Geräusche werden dabei auf der Tonspur zusammengesetzt. Bevor wir selbst mit Klängen und Geräuschen experimentieren und gemeinsam Ideen für einen Soundtrack zu dem Film DWIGHTIANA von Marie Menken (USA 1959) erfinden und live spielen, entdecken wir, was in sechs Kurzfilmen zu sehen und zu hören ist: VALSE TRISTE von Bruce Conner (USA 1979): Ein kleiner Junge träumt. SUSAN THROUGH CORN (Kathleen Laughlin, USA 1974) zeigt einen Gang im Maisfeld und in EARLY ABSTRACTIONS (Ausschnitt, Harry Smith, USA 1933–56) sehen wir Formen und Bewegungen von Licht. In Buster Keatons THE BALLOONATIC (Ausschnitt, USA 1923) fliegen wir plötzlich in einem Ballon und in Joyce Wielands SAILBOAT (Kanada 1968) hören wir das Meer.
Unter dem Motto "Das Kino tanzt" zeigt das Arsenal Filmatelier am 17. April Experimental- und Animationsfilme für Kinder ab 4 Jahren. Der quietschbunte Film PPII von MM Serra unternimmt einen Ausflug nach Mexiko, wo ein Haus mit roten und grünen Schleifen geschmückt wird, und zugleich ins frühe Kino, in dem Serpentinentänzerinnen ihre Kostüme schwingen lassen. In Maya Derens magischem Kameraexperiment A STUDY IN CHOREOGRAPHY FOR THE CAMERA kannst Du sehen, wie ein Tänzer in einer einzigen Bewegung große Distanzen überwindet: Eben noch im Wald, landet er mit nur einem Schritt in einem Wohnzimmer. Auf den schwarzweißen, stummen Tanzfilm folgt mit RAINBOW DANCE von Len Lye ein musikalischer Farbentanz, der neben ungetrübter Freude auch ein volles Sparkonto verspricht. Am Ende des Programms erfährst Du, wie der Animationsfilmer Winsor McCay vor 101 Jahren die Wette gewinnt, er könne Dinosaurier wieder zum Leben erwecken. In GERTIE THE DINOSAUR führt die Saurierdame Gertie einen Tanz und andere Kunststücke auf.
Unter der Überschrift "Gar nicht so stumme Filme" schauen wir am 24.4. mit PREMIÈRE SÉANCE (Die erste Vorstellung, Gebrüder Lumière, Frankreich 1895) die Filme, die zwei erfinderische Fotoindustrielle aus Lyon 1895 im Rahmen der allerersten Filmvorführung der Weltgeschichte präsentierten. Wir sehen frühe Special Effects in LES PAPILLONS JAPONAIS (Japanische Schmetterlinge, Segundo de Chomón, Frankreich 1908), die Stummfilmkomödie BEHIND THE SCREEN (Hinter der Leinwand, Charles Chaplin, USA 1916) und springen mit dem Stummfilm mit Musik DAS LICHT (Anna Faroqhi, Haim Peretz, Schüler der Anna-Seghers-Grundschule, Deutschland 2015) durch 100 Jahre Filmgeschichte. Es geht um die Fragen: Wie kommt es, dass sich Filmbilder bewegen? Sind alle frühen Filme schwarzweiß? Was haben die alten Filme mit dem heutigen Filmemachen zu tun? Im Anschluss an die Vorstellung stellen wir selber Bilder ohne Kamera und Projektor her.
Ein Filmprogramm mit zauberhaften Farben und trickreichen Zaubereien: So versprüht der Film IMAGINATION (M.E. Bute, USA 1957) Farbfunken zu Musik. Im frühen Film LES ŒUFS DE PÂQUES (S. de Chomon, Frankreich 1907) zaubert eine Fee tanzende Figuren aus Eiern hervor. Ein Zauberer lässt im Film ZAUBERWÜRFEL (Frankreich 1906) Tänzerinnen, chinesische Clowns und andere Figuren aus Würfeln erscheinen. In den ersten farbigen Filmen der Filmgeschichte wurden die Farben nicht etwa auf den Filmstreifen gezaubert, sondern in Handarbeit direkt auf den Filmstreifen gemalt. Alles bewegt sich wie von selbst im farbenfrohen Film FADENSPIELE II (D. & U. Aurand, Deutschland 2003). Bunte Tücher und Fäden spannen sich zwischen Bäumen auf, farbige Stoffbahnen rollen sich in einer verschneiten Winterlandschaft aus, Kugeln hüpfen über ein leuchtend gelbes Rapsfeld – eine Farbenfantasie! Im Anschluss an das Filmprogramm experimentieren wir, durch IMAGINATION inspiriert, mit Farben im Wasser.
Seit Januar 2016 gibt es im Arsenal Filmatelier regelmäßig Filmprogramme mit begleitenden Workshops, die sich an Kinder richten. Der nächste Termin ist am 16. Oktober und richtet sich an Kinder ab 8 Jahren. Was klingt, spricht, raschelt im Film? Seit das erste Mal im Jahr 1895 Filme gezeigt wurden, spielte man Klänge und Musik dazu. Heute werden Klänge, Stimmen, Musik und Geräusche auf der Tonspur zusammengesetzt. Bevor wir selbst mit Klängen, Sprache und Geräuschen experimentieren und Ideen für einen Soundtrack zu einer Szene aus BEHIND THE SCREEN (1916) von Charles Chaplin erfinden und live spielen, entdecken wir, was in fünf Kurzfilmen zu sehen und zu hören ist: In PACIFIC 231 (Mitry, Frankreich 1949) rauscht eine Lokomotive musikalisch durch die Welt, Menschen und Dinge verwandelt LE CHAUDRON INFERNAL (Méliès, Frankreich 1903) in unerwarteter Weise. Katzen machen im CATFILM FOR KATY AND CYNNIE (Lawder, USA 1973) die Sicht frei. Len Lye zeigt mit seinen Linien in Bewegung die Musik der Bagirmi im Tschad und bei Robert Breer zwitschert es zu A MAN AND HIS DOG OUT FOR AIR. 31 SPRÜNGE (Winkelmann, BRD 1967) erzählt davon, wie es ist, 31 Mal zu springen.
Seit es das Kino gibt, spielt dort auch die Unterhaltung eine wichtige Rolle. Zum 1. Advent am 27. November werden in einer Veranstaltung für Kinder ab 8 Jahren frühe und gegenwärtige kurze Filmkomödien vorgestellt, die Lust auf mehr machen. DER NEUE SCHREIBTISCH (Karl Valentin, Deutschland 1913) zeigt die Tücken der Dingwelt vor über 100 Jahren. In THE MIDNIGHT PATROL (Die Hüter des Gesetzes, Lloyd French, USA 1933) stehen Stan Laurel und Oliver Hardy einander selbst im Weg. In der kurzen Filmkomödie DAS LICHT (Anna Faroqhi, Haim Peretz sowie Schüler_innen der Anna-Seghers-Gemeinschaftsschule) von 2015 wird das Kino Arsenal selbst zum Spielort. Nach der Filmvorführung basteln wir aus Haushaltsgegenständen eine optische Linse. Weißt Du, was eine Laterna Magica ist?
Unter der Überschrift "6 kurze Porträts – Poetisches Kino für alle ab 7" präsentieren Ute Aurand und Robert Beavers am 11. Dezember eine Reihe von Filmen, die auf die eine oder andere Weise Porträts sind: ENVIOS 26 (Chile 2013) von Jeannette Muñoz ist das Porträt einer chilenischen Berglandschaft mit Pferden, Kindern und einem sehr alten Fotoapparat, gefilmt in Schwarzweiß und ohne Ton. Margaret Tait filmte in A PORTRAIT OF GA (USA 1952) ihre Mutter auf den Orkney-Inseln, rennend unterm Regenbogen und rauchend am Fenster. FIRST WEEKS (USA 2014) von Robert -Beavers ist das Porträt eines Babys. Ute Aurands Patenkind FRANZ (Deutschland 2011) wird älter. Alltägliche Beobachtungen von Kindern, blühenden Bäumen und alten Klöstern montiert Renate Sami in JAPAN MÄRZ 2014 zu einem zarten visuellen Gedicht; IN THE STREET (USA 1948) filmte die Fotografin Helen Levitt Mitte der 40er Jahre in Spanish Harlem in New York viele spielende Kinder und ab und zu Erwachsene.