„There is no Nouvelle Vague, there are just a few desperate film directors.“ Diese vehemente Absage an die immer wieder formulierte Einschätzung, dass die seit einigen Jahren äußerst lebendige und produktive rumänische Filmszene durchaus als eine „Neue rumänische Welle“ bezeichnet werden könnte, stammt von dem jungen rumänischen Regisseur Christi Puiu, dessen Kurz- und Spielfilme in den letzten Jahren international wie auch beim heimischen Publikum immer wieder große Beachtung fanden. Und auch die ganz unterschiedlichen Handschriften von Regisseuren wie Cristian Mungiu, Sinisa Dragin, Hanno Höfer oder Ruxandra Zenide, um nur einige wenige zu nennen, lassen sich unter einem großen Label nicht subsumieren. Gemeinsames Anliegen der Regisseure scheint jedoch der scharfe, manchmal schonungslose, aber immer wieder (verzweifelt) komische Blick auf die Zustände in ihrem Land und auf die Gesellschaft, in der sie leben. Das große kreative Potenzial der z.T. sehr jungen rumänischen Regisseure ist unübersehbar, mehr als Grund genug für einen Überblick über das facettenreiche rumänische Filmschaffen der letzten Jahre.
Wir eröffnen die Rumänischen Filmtage mit Ruxandra Zenides beeindruckendem Spielfilmdebüt RYNA (2005), das soeben auf dem Festival in Cottbus den Spezialpreis der Jury erhalten hat. Mit ihren kurz geschorenen Haaren und dem speckigen Mechaniker-Arbeits-Overall ähnelt die wortkarge 16-jährige Ryna auf den ersten Blick eher einem Jungen.