Nein, dies ist kein Druckfehler – wir möchten mit der Überschrift DEFA 70 nicht das 70. Jubiläum der DEFA begehen (wenn, dann erst in zehn Jahren), sondern an vier Abenden im August einen Teil der DEFA-Produktion präsentieren, der ausgesprochen selten zu sehen ist: die 70mm-Filme der DEFA. Der Titel unserer Retrospektive ist dem Filmtitel des ersten von der DEFA produzierten 70-mm-Films entlehnt, der 1967 in Leipzig präsentiert wurde: DEFA 70. In diesem halbstündigen Film vermischte der Regisseur und Konrad-Wolf-Kameramann Werner Bergmann Dokumentarisches mit Spielfilmelementen, kombinierte Natur- mit Studioaufnahmen und experimentierte mit Farben und dem 6-Kanal-Ton. Abgesehen von einer überschaubaren Spielhandlung beinhaltete der Film einen Sonnenuntergang am Meer, eine Achterbahnfahrt, eine Autojagd und ein Sinfoniekonzert. Dieser cineastische Test bedeutete für die DEFA den Durchbruch auf dem Gebiet der 70mm-Filmproduktion. Fünf Jahr zuvor, 1962, gab es in der DDR lediglich zwei Abspielstätten für 70mm-Filme (Anfang der 70er Jahre hatte sich diese Zahl verzehnfacht) und die passenden 70mm-Filme mussten aus der UdSSR und den USA importiert werden. Um nicht länger nur auf ausländische Produktionen zurückgreifen zu müssen, entwickelte die DEFA 1964 eigene 70mm-Kameras und 70mm-Negativmaterial. „So stieg die DDR, nur wenige Jahre nach der UdSSR und den USA, zum dritten Staat der Erde auf, in dem die materiell-technische Basis für die 70mm-Technik komplett vorhanden war.“ Was Mitte der 60er als zweifellos technisch herausragender Erfolg gefeiert wurde, erwies sich jedoch rund zehn Jahre später als schlichtweg zu teuer. Nach sieben abendfüllenden Spielfilmen und einigen wenigen Dokumentarfilmen stellte die DEFA die Produktion von 70mm-Filmen Mitte der 70er Jahre aus finanziellen Gründen ein.