Man stelle sich 1500 berauschte Zuschauer vor, die in Toronto einen stummen, experimentellen Queerfilm mit Standing Ovations ehren, im großen Saal des prunkvollen Theaterhauses The Elgin (der kleine Saal heißt Winter Garden, wie der Wintergarten in Berlin, der durch die erste Filmvorführung der Brüder Skladanowsky Geschichte machte). Benannt wurde das Gebäude nach Lord Elgin, dem Generalgouverneur von Kanada (1847–54), der sein Amt aus der Legislative herauslöste, um ihm den wichtigen Symbolcharakter zu verleihen, den es heute hat. The Elgin diente von 1913–1928 als Theater und Heimstätte für Vaudeville-Produktionen, Varietéprogramme, die nahezu alle Kunstrichtungen vereinten. Nach seiner Schließung wurde es zum Requisiten- und Kulissenlager. Der untere Saal wurde in ein Kino umgewandelt und 1969 an Famous Players verkauft. Bis zur Restaurierung der beiden Theater im Jahre 1981 waren dort überwiegend B-Movies zu sehen. Die ideale Kulisse für einen Film von Guy Maddin: Ein musealer Ort zwischen Hoch- und Popkultur mit einer anziehenden Aura und einer riesigen Projektionsfläche: So ähnlich stellen wir uns übrigens auch Winnipeg vor, einen kleinen Ort in einem Überschwemmungsgebiet nahe dem geografischen Zentrum Nordamerikas, voller Geheimnisse, verborgen hinter eisigen Schneebergen, unschuldig weiß wie eine Leinwand. Wenn die Freudsche Urszene irgendwo stattgefunden hat, dann hier.