Mauricio Kagel, der am 24. Dezember 75 Jahre alt wird, ist in Buenos Aires geboren und aufgewachsen (wo er 1950 die argentinische Cinémathèque mitbegründete). 1957 kam er mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Deutschland und lebt bis heute in Köln. Als einer der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten hat er das theatralische Element, welches sich beim Aufführen von Musik ergibt, schon früh in den kompositorischen Prozess miteinbezogen. Bei kaum einem seiner Werke "reiner" Musik fehlen die Anweisungen, wie es aufzuführen und szenisch und theatralisch zu erweitern sei. Von da war es nur ein kleiner Schritt zur Arbeit mit Film und Video. Seit 1965 macht er Filme, die meist auf Kompositionen basieren und die zwei Kunstgattungen Film und Musik miteinander konfrontieren. Wir zeigen eine kleine Auswahl des filmischen Werks von Mauricio Kagel.
Kagels bekanntester Film LUDWIG VAN (1969) kommentierte zum Beethoven-Jahr 1970 ironisch den Kult um Ludwig van Beethoven. Beethoven besteigt den Zug nach Bonn, um die Stätten seiner Jugend zu besichtigen und Erinnerungen aufzufrischen. Er besucht das imaginäre Beethoven-Haus, dessen Zimmer von unterschiedlichen Künstlern, darunter Joseph Beuys, gestaltet wurden. Überall wird Beethoven gespielt, inszenierte Interviews karikieren bestimmte Fernsehformate. Mauricio Kagel demontiert den Geniekult und die unreflektierte Tradition, mit der Beethovens Musik heute rezipiert wird. (27. & 30.12.)
In MATCH FÜR DREI SPIELER (1966) betreiben zwei Cellisten ein sportliches Spiel, während der Schlagzeuger als – scheiternder – Schiedsrichter fungiert. Spielgestik und Musik sind nicht synchronisiert und stehen im Widerspruch zueinander. Dazu zeigen wir HALLELUJA (1968/69), "eine visuelle Komposition über die Prämissen einer möglichen Handlung, deren Entwicklung ständigen Expositionscharakter hat. Dazu: vorbildliches Singen und minderwertige Alltagsgeräusche, Bilder mit falscher Inhaltsangabe und empfehlenswerte liturgische Sitten, der blanke Glaube als Mittelpunkt des Ungewissen, die Komik einer Musik in Großaufnahme, die Wirklichkeit als akustisches Paradoxon, das Fantastische im Dauerzustand." (Mauricio Kagel) (29.12.)