Peter Watkins (geb. 1935 in England) ist nicht nur im Hinblick auf Fragen von Dokumentation und Inszenierung einer der wichtigsten und zugleich am wenigsten gesehenen Filmemacher der letzten 40 Jahre. Die jahrzehntelange Marginalisierung und Vernachlässigung seiner Arbeit zeigt sich in der Kopienlage: Seine Filme sind schwer zugänglich und dementsprechend selten zu sehen. Zwar hat sich die Lage in den letzten Jahren gebessert, eine Reihe von Filmen wurde restauriert und Retrospektiven in Europa und Nordamerika zeugen von einem neuerwachten Interesse. Trotzdem können wir bedauerlicherweise einige Filme nur auf Beta oder DVD zeigen, obwohl uns die Präsentation von Originalformaten am Herzen liegt.
Peter Watkins Filme loten das Verhältnis zwischen Fiktion und Dokumentation und zwischen der Gegenwart und Vergangenheit neu aus. Sie rekonstruieren die Vergangenheit mit modernen Stilmitteln, betrachten Geschichte vor der Folie der Gegenwart und schaffen Zukunftsvisionen, deren Ursprung klar in der Jetztzeit liegt. Seine historischen Rekonstruktionen sind von herkömmlichen Kostümfilmen weit entfernt und verschränken Vergangenheit und Gegenwart. Mit seinen ersten fiktiven Reportagen errang er Aufsehen und Anerkennung.