Im Jahr 2006 feierte die Cinémathèque Française, eines der traditionsreichsten und berühmtesten Filmarchive der Welt, ihren 70. Geburtstag. Gegründet im Jahr 1936 von Henri Langlois und Georges Franju, ist die Cinémathèque Française nicht etwa aus einer zuvor systematisch aufgebauten Privatsammlung hervorgegangen, sondern aus einem Filmklub, also aus einer Vorführpraxis heraus. Diese enge Wechselbeziehung (und nicht etwa ein Widerspruch) zwischen Sammeln und Zeigen geht auf den legendären, eigenwilligen Gründervater Henri Langlois zurück und zeichnet die Cinémathèque Française von ihren Anfängen bis heute aus. Langlois hat den Begriff der Kinemathek grundlegend verändert, indem er nicht nur Archiv-, sondern auch aktiv Programmarbeit betrieb.
Eine ganze Generation von Filmemachern wurde vom Programm der Cinémathèque Française geprägt: sie gehörte zu den wichtigsten Inspirationsquellen für die späteren Regisseure der Nouvelle Vague. In den 70 Jahren ihres Bestehens hat die Cinémathèque Française bewegte Zeiten erlebt: große kulturelle Ereignisse, einige Krisen, zahlreiche Umzüge und immer wieder den Kampf um eine gesicherte Zukunft. Seit 2003 geleitet von Serge Toubiana, residiert die Cinémathèque Française seit September 2005 in der Rue de Bercy, in einem von Frank Gehry entworfenen spektakulären Bau. Dort wird die Arbeit ganz im Sinne von Henri Langlois fortgesetzt: kuratierte Programme in drei Sälen, die Organisation von Ausstellungen, das Betreuen der Filmsammlung, die Restaurierung von Kopien und die pädagogische Vermittlungsarbeit.