"David Lean hat das europäische Kino zu einer prachtvollen Großartigkeit geführt, zu der das amerikanische nie imstande war." Von den 16 Filmen, die der britische Regisseur in seiner vier Jahrzehnte dauernden Karriere gedreht hat, passt dieses Zitat von Georg Seeßlen vor allem auf David Leans letzte fünf spektakuläre Bilder-Räusche, in denen er die für ihn so charakteristische epische Wucht mit perfektionistischer Präzision verbindet. Die Rede ist von THE BRIDGE ON THE RIVER KWAI (1957), LAWRENCE OF ARABIA (1962), DOCTOR ZHIVAGO (1965), RYAN'S DAUGHTER (1970) und seinem letzten Film A PASSAGE TO INDIA (1984), die wir zum Jahresende im Arsenal präsentieren – Weihnachten mit David Lean!
Für diese "verfrühte" Hommage (David Lean wäre im März 2008 100 Jahre alt geworden) scheint der Dezember – eine Zeit kommerzieller wie emotionaler Opulenz bei gleichzeitiger Rückschau auf Vergangenes – angemessen: Leans Superproduktionen rekonstruieren mit weit ausholendem inszenatorischem Gestus und verschwenderischem Bilderreichtum untergegangene Welten. Doch in der melancholischen Beschwörung des Vergangenen deutet Lean immer auch an, dass jene Zeit längst abgelaufen war; der Pomp der teuren Bilder blendet Kritik und Revolte gegen die verschiedenen Systeme der Unterdrückung und Grausamkeit nie aus.