Im Rahmen der UdK-Vorlesung "Theater und Film – Theorie und Geschichte im 20. Jahrhundert" zeigen wir in einer für alle Interessierten offenen Vorführung DER MANTEL (Schinjel, UdSSR 1926). Grigori Kosinzew (1905–1973) und Leonid Trauberg (1902–1990) gehörten zu den führenden Avantgardisten des sowjetischen Kinos der 20er Jahre. 1921 publizierten sie in futuristischer Diktion ein "Manifest des exzentrischen Schauspielers", abgekürzt FEKS. 1922 gründeten Kosinzew und Trauberg im damaligen Petrograd (später Leningrad, heute Petersburg) die "Fabrik des exzentrischen Schauspielers". Im Gegensatz zum Montage-Stil von Eisenstein und Pudowkin legten die Filme der FEKS besonderen Wert auf Dekor, Schauspielerführung, Beleuchtung und Stimmungswerte. Das Meisterwerk von Kosinzew und Trauberg ist die Gogol-Bearbeitung DER MANTEL (Schinjel) von 1926. Die im expressionistischen Stil gehaltene Verfilmung stilisiert die Personen Gogols zu Exzentrikern: der kindlich-schüchterne Beamte Akaki Akakiewitsch Bashmatschkin, dem der schwer erworbene Mantel gestohlen wird, gleicht der Schlafwandlerfigur aus Caligari, während der Schneider und seine Frau über ein akrobatisches Bewegungsrepertoire verfügen. Die Fotografie des Films wusste alle Vorgänge ins Groteske, Maßlose oder Dämonische zu steigern. Zusammen mit dem Dekor schuf sie eine düster-bedrohliche, traumhafte Atmosphäre. (7.11., Einführung: Annette Storr)