Wir freuen uns sehr, die New Yorker Künstler Sherry Millner und Ernie Larsen zum ersten Mal im Arsenal begrüßen zu können. Millner und Larsen sind seit über 30 Jahren wichtige Figuren der New Yorker Kunst- und Videoszene. Millner ist Professorin für Mediakultur an der City University of New York/Staten Island und Larsen ist freier Schriftsteller, Kritiker und Videomacher. Ihre Arbeit hinterfragt und subvertiert festgeschriebene Definitionen, die Ausdrücken wie "Genrefilm", "Autobiografie" oder "politischer Diskurs" zugrunde liegen. Teilweise von der feministischen Kritik der Einteilung in "privat" und "öffentlich" inspiriert, haben Millner und Larsen ein Werk kreiert, das sehr durchdacht und immer wieder humorvoll die konservative und militaristische amerikanische Politik kritisiert.
Sie präsentieren eine Auswahl ihrer Arbeiten, darunter den gerade restaurierten Super-8-Film DISASTER, den Millner 1976 drehte. Es ist möglich, dass DISASTER der erste situationistische Film in den USA war. Der Film stellt das Disaster als kinematografisches Spektakel und die Katastrophe des täglichen Lebens nebeneinander. Auch zu sehen sein wird 41 SHOTS, der 2000 einen Preis in Oberhausen gewann: Im Februar 1999 wurde der Straßenverkäufer Amidou Diallo in seiner eigenen Wohnung von der New Yorker Polizei ermordet, mit 41 Schüssen. "Die formal dichte, rasante Montage von Medienmaterialien über die Erschießung und Bildern von Protestveranstaltungen und dem Arbeitsumfeld Diallos in der Bronx stellt auf eindringliche Weise den Gewaltexzess in den Kontext von Bürgermeister Giulianis "zero tolerance"-Politik." (Jury-Begründung). THE ART OF PROTECTIVE COLORATION (1992) hinterfragt die Verbindungen zwischen Kunst- und Kriegspraktiken und bietet dabei eine grausame Kritik aggressiver und gewalttätiger Männlichkeit. Ein besonderes Highlight des Programms ist die Premiere von SIGHT GAGS (2007), einer Serie kurzer Videos, die sich mit den Themen Nationalismus, Patriotismus und hysterischer Blindheit beschäftigen. Seit einigen Jahren haben Millner und Larsen das Schaufenster ihrer Wohnung in Chelsea als Projektionsfläche für wechselnde Video-Installationen benutzt, die sich kritisch mit der Bush-Politik auseinandersetzen. Diese Art des politischen Engagements sowie ästhetische und politische Aspekte ihrer sonstigen Videoarbeit werden Thema einer Diskussion mit den Künstlern sein, die der Filmwissenschaftler Marc Siegel moderiert. (11.5.)