In der UdK-Klasse Experimentelle Filmgestaltung von Heinz Emigholz sind vier neue DVDs entstanden, die in diesem Monat veröffentlicht und im Arsenal präsentiert werden. Simon Krahl zeigt eine gezeichnete Welt. Die Stadt ist ein beschriebenes Blatt. Baulücken sind in DIE STADT LESEN UND SCHREIBEN 1–3 (2002) ebenso zu lesen wie Graffitis oder die Spuren des Skatens auf Mauervorsprüngen und Geländern. In AMERICAN FLAG (2003) reist er durch die USA und filmt die in der Wüste, in Einkaufszentren und Vorstädten, an Autos, Grundschulen, Güterzugwaggons, Bürohochhäusern, Hotels und in Straßenschluchten, am Hoover Staudamm und in Las Vegas, im Himmel und auf einer LCD-Plakatwand ostentativ aufgezogene oder herausgehängte Nationalflagge. Im Ton gibt es dazu u.a. eine Blog-Diskussion über demonstratives Flaggenverbrennen. Minze Tummescheit erzählt in JARMARK EUROPA (2004) die Geschichte russischer Kleinhändlerinnen, die ihre Waren – soviel sie nur bei sich tragen können – über tausende von Kilometern per Bahn nach Warschau schaffen, um sie dort auf einem Basar anzubieten, der in einem aus den Trümmern der zerstörten Stadt errichteten Stadion stattfindet. Zur Zeit der Sowjetunion sind sie Chefärztin und Musiklehrerin gewesen, jetzt müssen sie ihre Familien von dem kleinen Mehrwert, den das ökonomische Gefälle zwischen den Welten abwirft, ernähren. Niklas Goldbach nutzt in seinen Filmen MY BARRIO (2005) und GAN EDEN (2006) den Set-Charakter moderner architektonischer Ensembles. Vereinzelte junge Männer durchschreiten sie beherzten Schrittes wie Models – scheinbar ziellos und doch vom Gestus der Zielstrebigkeit beseelt. Gelegentlich gehen sie auch mit ihren Spiegelbildern spazieren. Dazu: Die Loops HAUNT NO. 1–3. Isabell Spengler liebt es, sich zu verkleiden. Aber Schauspielerei ist ihr nicht genug, die Performance muss tiefer sitzen: "Mein Kleiderschrank wurde zu meinem Wörterbuch." Wörter werden ausprobiert und Sätze prinzipiell aus dem Zusammenhang gerissen und dann abgelegt wie ein unpassendes Kostüm. Wer sich darüber beklagt, ist eine Sissy. Bevor es andere machen, macht sich die Filmemacherin lieber selbst zum Objekt – in sechs Filmen. Von PSYCHIC TEQUILLA TAROT (1998) bis LANTOUY (2006) (Heinz Emigholz) (28. & 29.11.)