Bis Mitte der 20er Jahre werden dokumentarische Filme häufig noch bunt eingefärbt. Städteporträts, Industriefilme, hygienische Aufklärungs- und Werbefilme leuchten in Gelb, Grün, Blau, Rot und Sepia – Deutschlandbilder zwischen Tradition und Moderne. Im eleganten Seebad Heringsdorf (Gelb/Orange) ergeht sich das mondäne Berlin, in Neustadt in Sachsen wird Schützenfest gefeiert und für lokale Geschäfte geworben. Während in der Großindustrie feuerrot geschuftet wird, erscheinen die Sehenswürdigkeiten von Nordhausen im Harz in behaglichen Sepia-Tönen. Filme erklären auch in bunten Bildern, wie die Bewohner der rasch wachsenden Großstädte die Anforderungen des modernen Alltags bewältigen und dabei gesund bleiben. Elektrizität und Licht werden zu Metaphern für Forschritt und Moderne; das mehrfarbig viragierte Nachtleben von "Berlin im Licht" inspiriert auch kleinste Landgemeinden, sich ans Stromnetz anschließen zu lassen. Kolorierte Aufnahmen einer Haller-Revue mit Josephine Baker im Admirals-Palast belegen, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen die Magier der Farbschablone noch 1928 fähig sind. Danach dominiert sachliches Schwarz-Weiß. Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv. Einführung: Jeanpaul Goergen. (19.10.)