Mit zwei Programmen bringen wir die im Juni begonne Film- und Videoreihe zum Abschluss.
Programm 6_abstraction and flash generation: Die Abstraktion kann als Leitfaden gesehen werden, der von der Avantgarde der 20er Jahre bis zu den MedienkünstlerInnen gesponnen wird. Die animierte Malerei der 20er Jahre (Richter, Eggeling, Ruttmann, Fischinger) eröffnet ein Experimentierfeld, das mit abstrakten geometrischen Elementen arbeitet und sich auf die Idee der visuellen Musik gründet, Konzepte und Arbeitsweisen, die von späteren Generationen von Filmemachern (Jordan Belson, die Brüder Whitney, Harry Smith) weiterentwickelt wurden. Der Gebrauch von einfachen Elementen und die synästhetische Beziehung zwischen Bild und Musik wird in neueren Arbeiten (Maia Gusberti, Billy Roisz, M.ash) wieder aufgenommen. Der Abstraktionsprozess, der zur Trennung des Referenzobjekts von seiner Repräsentation führt – von der ersten Reduktion der Formen in den 1920er Jahren bis zur aktuellen Komplexität von Kompositionen in konstanter Bewegung –, ist ein beliebter Prozess unter Künstlern, der entweder durch fotografische Manipulationen des figurativen Bildes (Dulac, O'Neill) oder durch digitale Reinterpretation mittels algorithmischer Manipulation erzeugt wird (Karø Goldt):
RHYTMUS 21 (Hans Richter); NYMPHAION (TWEELUIK 2) (José Vonk); DIAGONALSINFONIE (Viking Eggeling); .airE (Maia Gusberti); DISQUE 957 (Germaine Dulac); 7362 (Pat O'Neill); CUBICA (M.ash); KREISE (O. Fischinger); ALLURES (J. Belson); BLINQ (Billy Roisz); STRAIGHT AND NARROW (B. und T. Conrad); ÉTÉ (Karø Goldt); MOOD MONDRIAN (Marie Menken). (4. & 8.7.)
Programm 7_automatische filme: random ready made: Die Ready-Mades von Duchamp stellten unter anderem die Frage nach dem Grad des Eingriffes ins Werk. Diese Frage nahmen einige Filmemacher wieder auf, indem sie externen Faktoren die Entscheidung über die endgültige Fassung ihrer Filme überließen. Der Wind in Wind Vane von Chris Welsby, die physisch-chemische Zerstörung des Materials der Gruppe Schmelzdahin, die den Film AUS DEN ALGEN einige Monate lang in einem See lagerte, die durch ein Computerprogramm geschaffenen Zufallsgeneratoren in einigen Filmen von Marc Adrian. Mit der Unvorhersehbarkeit des Endergebnisses experimentierte auch Man Ray in einigen Sequenzen von LE RETOUR À LA RAISON, als er beim Entwickeln diverse Gegenstände (Nadeln, Reißzwecken, Salz) auf den Filmstreifen streute. Die Prozesse, die das Random Access Memory (RAM) auslöst und die gegenwärtig in den digitalen Medien präsent sind, gestatten einen nichtlinearen Zugang zu Informationen und eine flexible Umstrukturierung von Bildmaterial. Die Arbeitsweise lässt sich assoziieren mit der von Ken Jacobs in THE DOCTOR'S DREAM, wo Jacobs mit der linearen Struktur und Narrativität des ursprünglichen Films bricht. Oder mit der von Standish Lawder, der in seiner Arbeit INTOLERANCE (ABRIDGED) den dreieinhalbstündigen Film von D. W. Griffith aus dem Jahr 1916 auf zehn Minuten reduziert:
RANDOM (Marc Adrian); INTOLERANCE (ABRIDGED) (Standish Lawder); LE RETOUR À LA RAISON (Man Ray); WIND VANE (Chris Welsby); AUS DEN ALGEN (Schmelzdahin); FILM IN WHICH THERE APPEAR EDGE LETTERING, SPROCKET HOLES, DIRT PARTICLES, ETC. (Owen Land); FLUXFILM # 24: READYMADE (Albert Fine); THE DOCTOR’S DREAM (Ken Jacobs). (11. & 15.7.) (Maria Morata)
Das Programm wurde kuratiert von Maria Morata. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste mit freundlicher Unterstützung vom Hauptstadtkulturfonds.