Norman McLaren ist eine der zentralen Persönlichkeiten und wichtigsten Pioniere des Animationsfilms. 1914 in Schottland geboren, begeisterte McLaren sich schon während seines Kunststudiums in Glasgow für die Filme von Sergej Eisenstein und Oskar Fischinger. Er gründete eine Filmgruppe an der Universität und begann 1934 eigene Filme zu machen, die beim Scottish Amateur Film Festival Preise gewannen. Dort wurde auch John Grierson auf den jungen Künstler aufmerksam und bot ihm einen Job bei der General Post Office Film Unit in London an, wo McLaren Trick- und Werbefilme drehte. Aufgrund des Kriegsausbruchs in Europa siedelte er 1939 in die USA über. Von dort ging er 1941 auf Einladung von John Grierson nach Kanada, wo er beim National Film Board of Canada die Animationsfilmabteilung aufbaute. McLaren blieb dem National Film Board zeitlebens verbunden und wurde eine immens wichtige Inspirationsquelle für zahlreiche – nicht nur kanadische – Filmemacher.
An die 60 Filme schuf McLaren, die meisten davon ohne Kamera. Eine nie nachlassende Neugier auf die Möglichkeiten des Filmemachens zeichnet McLarens Werk aus. Seine ersten abstrakten Filme entstanden, indem er Blankfilm mit verschiedenen Farben einfärbte. In der Folge experimentierte er damit, direkt auf den Filmstreifen zu kratzen und in verschiedenen Techniken zu malen und zeichnen. Mit der von ihm geprägten Technik der Pixilation werden lebende Darsteller in Einzelbildschaltung animiert, was eine ruckelige und zapplige Bewegung zur Folge hat. Sein Oscar-prämierter Film NEIGHBOURS entstand mittels dieses Verfahrens. Vom abstrakten, gezeichneten Film bis zum Realfilm schuf er in allen Richtungen außergewöhnliche Werke, die sich oft durch Reduktion und einfachste Mittel auszeichnen und mit optischen und rhythmischen Effekten bestechen. Tanz, Musik und Malerei gehören zu McLarens Interesse, die er in seinen Filmen zusammenführte. Sein Tanzfilm PAS DE DEUX ist eine Bewegungsstudie, in der mehrere Phasen einer Bewegung auf jedem einzelnen Bild sind. Anfang der 1940er Jahre entwickelte McLaren die Idee des direkten synthetischen Tons, der auf die Tonspur gezeichnet wird. Zudem schuf er brillante Verbindungen zwischen Bild und Ton. In vielen Filmen beziehen sie sich unmittelbar aufeinander: das Bild generiert den Ton und umgekehrt. Der Zuschauer hört das Bild und sieht den Ton.
Das National Film Board of Canada schickt aus Anlass des 65-jährigen Bestehens seines Animationsstudios, das von McLaren gegründet wurde, eine Retrospektive von McLaren um die Welt. Dabei wird umfassend das Gesamtwerk McLarens in all seinen Schaffensperioden gewürdigt. Das Programm beinhaltet auch zahlreiche Probeaufnahmen und unvollendete Filme.
Kindern bieten wir in zwei Workshops die Gelegenheit, sich auf Filmmaterial auszuprobieren und die Welt des animierten Films zu erkunden. Unter Anleitung der Filmemacherin Ute Aurand können Kinder mit filmischen Techniken experimentieren, auf Filmstreifen kratzen und malen und einfache Animationsfilme drehen. Anschließend können die selbst gemachten Filme im Kino auf der großen Leinwand gesehen werden. Die zwei Workshops finden am Samstag, den 17. und Sonntag, den 18. März von 15 bis 18 Uhr statt und richten sich an Kinder ab sechs Jahren. Wir bitten um Voranmeldung unter 269 55 100.