Als Berlin-Premiere zeigen wir am 2.10. den neuen Film von Quinka F. Stoehr ZUNEIGUNG (2006), ein vielschichtiges und berührendes Porträt der Filmemacherin und mehrfachen Grimme-Preisträgerin Gisela Tuchtenhagen, einer der ersten deutschen Kamerafrauen der 70er Jahre, die seither das Genre Dokumentarfilm nachhaltig beeinflusst hat. Die filmische Reise führt an zentrale Schauplätze ihrer Vergangenheit, erzählt von dunklen Kindertagen im Erziehungsheim Ende der 50er Jahre und von einer wilden Zeit in Paris, wohin die 16-jährige nach mehreren vergeblichen Fluchtversuchen floh. Das innere Aufbegehren von damals, den Drang, etwas anzünden zu wollen, hat Gisela Tuchtenhagen in positive Energie umgemünzt. "Dass ich die Ausdrucksmittel Fotografie und Film gefunden habe, hat mich überleben lassen", sagt sie. Anhand von Rückblicken, Tagebuchtexten, Filmzitaten und Szenen aus der Gegenwart entsteht das komplexe Bild einer lebensklugen Frau, deren sensible künstlerische Arbeit untrennbar mit ihrer Biografie verbunden ist. (2. & 3.10.)
Wir freuen uns sehr, anlässlich der Premiere nicht nur Quinka F. Stoehr im Arsenal begrüßen zu können, sondern auch Gisela Tuchtenhagen, die am 2.10. im Anschluss an ZUNEIGUNG ihren eigenen aktuellen Film DONNERSTAG NACHMITTAG (2006) präsentieren wird. Im Zentrum des Films stehen eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, denen der Hamburger Verein "Insel" hilft, ein weitgehend selbständiges Leben zu führen. Wir sehen sie zu Hause, am Arbeitsplatz und in den Räumen der "Insel", wo sie sich jeden Donnerstag Nachmittag treffen, um Kaffee zu trinken und zu reden. Ein zutiefst menschlicher Film über das ganz normale Leben, der geradezu exemplarisch für die Arbeitsweise seiner Regisseurin steht. (2.10.)