"Mes nuits sont plus belles que vos jours", nennt sich der Nachtteil der 5. berlin biennale für zeitgenössische kunst. Auch im Arsenal finden Veranstaltungen statt, die über ihren den Kontext der berlin biennale hinaus Einblicke in die Historie des Arsenals ermöglichen und so interessante Schnittstellen zwischen Geschichte und Gegenwart sowie zwischen Kunst und Kino erzeugen.
Michel Auder: THE FEATURE
In diesem Jahr gleich zweimal in Berlin: Im Forum der Berlinale stellte Michel Auder seinen neuen Film THE FEATURE vor, nun ist er mit früheren Arbeiten Gast der 5. berlin biennale. Wir freuen uns, seinen dreistündigen Film zu diesem Anlass noch einmal präsentieren und Michel Auder zur anschließenden Diskussion im Arsenal begrüßen zu können.
Laut Vorspann ist THE FEATURE ein "its life movie". Und als Erzählfilm keine Darstellung der Wahrheit: "Which seems to be real and is real and not real", sagt Michel Auder zu Beginn des Films. Über 40 Jahre hinweg hat Auder etwas gemacht, was man Auder'sche Videoreportagen nennen könnte. Es sind weder Tagebuchfilme wie die von Jonas Mekas, noch ist es Cinéma Vérité im Sinne von Shirley Clarke. Videobilder, die durch ihren Alterungsprozess an eigenwilliger Schönheit gewonnen haben, zeigen Fragmente eines Lebens mit Freunden. Aus 5.000 Stunden Material ist, ähnlich wie bei Warhol, aber frei von glamouröser Inszenierung, eine Welt voller Stars entstanden. Mekas, Clarke und Warhol haben Auders Leben begleitet. Und so haben sie neben den Exfrauen Viva und Cindy Sherman, sowie Alice Neel, Taylor Mead, Philippe Garrel, Brigid Berlin und anderen Auftritte in dieser Autobiografie, die im großen Stil Underground-Geschichte erzählt. Gemeinsam mit Andrew Neel hat Auder sie in die Gegenwart geholt, idiosynkratisch eingebettet in eine fiktive Geschichte des Sterbens. (6.4. in Anwesenheit von Michel Auder, & 11.4.)
Filme aus dem Archiv des Béla Balázs Studio (BBS), Budapest
Das Béla Balázs Studio (BBS) wurde 1961 in Budapest von der Abschlussklasse der ungarischen Filmakademie, der sogenannten "goldenen Generation" ins Leben gerufen, der Pál Gábor, Sándor Sára, und der Gewinner des Academy Awards István Szabó angehörten. Die Idee war ein Workshop für Berufseinsteiger, um ihnen den Eintritt in die Filmproduktion zu erleichtern, dieser zog jedoch später das ganze Spektrum von Künstlern, Schriftstellern und Musikern aus der lebendigen Undergroundszene der Stadt an. An den frühen Produktionen der jungen Filmemacher sieht man Einflüsse der Nouvelle Vague und des Cinéma Vérité. Die dokumentarische Bewegung, bekannt als Budapester Schule, verband Spielfilmelemente mit dokumentarischer Abbildung sozialer Realitäten. Auch sie entstand innerhalb der BBS unter der Mitwirkung internationaler Größen wie Béla Tarr. Die Filme: TE (You, István Szabó, 1961), RELATIV LENGESEK (Relative Swings, Dora Maurer, 1975), ÖNDIVATBEMUTATO (Self Fashion Show, Tibor Hajas, 1976), ELEGIA (Elegy, Zoltán Huszárik, 1965), MADARAK (Birds, András Szirtes, 1980), HOSSZU FUTASODRA (Long Distance Runner, Gyula Gazdág, 1968), ARCHAIKUS TORZO (Archaic Torse, Péter Dobai, 1971), PIHENES (Relaxation, Miklós Erdély), VERZIO (Version, Miklós Erdély, 1980)
Das Jahr 2006 markierte eine neue Phase der Zusammenarbeit zwischen BBS und Mucsarnok/Kunsthalle Budapest, durch die das Archiv nun einem Fachpublikum in Form von DVD Editionen zugänglich wird. Das Programm wurde ausgewählt von Lívia Páldi (Kuratorin, Autorin), Miklós Erhardt (Künstler, Autor) und Sebestyén Kodolányi (Filmemacher und Geschäftsführer der BBS Foundation). (22.4., präsentiert von Lívia Páldi)
Diese Veranstaltung findet im Rahmen von "Mes nuits sont plus belles que vos jours" statt, dem Nachtteil der 5. berlin biennale für zeitgenössische kunst.
Der Abend wird präsentiert von U-TURN Quadrennial for Contemporary Art in Zusammenarbeit mit der 5. berlin biennale als Teil des Kooperationsprojektes Opening Hours. Die 5. berlin biennale für zeitgenössische kunst (05.04..-15.06.2008) wird kuratiert von Adam Szymczyk und Elena Filipovic.
Vorher und Nachher: Sergej Eisenstein und Kira Muratova
Zwei russische Filme von sehr unterschiedlichen Autoren mit sehr unterschiedlichen Methoden. Ein Diptychon des sowjetischen Geistes "vor und nach" der versprochenen kommunistischen Zukunft, die durch politische Kontrolle aller Aspekte des Lebens erreicht werden sollte. DIE GENERALLINIE von Sergej Eisenstein (1898-1948) aus dem Jahr 1928 erzählt eine "lineare" und "tonale" Geschichte von kollektivem Willen und technischem Fortschritt zu einer Zeit, da Kollektive und Kolchosen für den Großteil der russischen Bevölkerung, die Bauern, noch eine "freiwillige" Option waren.
DAS ASTHENISCHE SYNDROM von Kira Muratova (geboren 1934) aus dem Jahr 1989 hat man als einen der größten Filme der Perestroika-Jahre zum Ende des sowjetischen Experiments gerühmt. Eisensteins sorgfältig arrangierte Geschichten sind längst implodiert, und Muratovas Figuren treiben durch die unerträglich öde und raue Wirklichkeit des zerfallenden Realsozialismus.
Die Vorführung wird in Zusammenarbeit mit der Lunds Konsthall in Schweden organisiert. Mit einer Einführung des Kurators Anders Kreuger. (24.4.)
Die Veranstaltung findet im Rahmen von "Mes nuits sont plus belles que vos jours" statt, dem Nachtteil der 5. berlin biennale für zeitgenössische kunst.
Der Abend wird präsentiert von U-TURN Quadrennial for Contemporary Art in Zusammenarbeit mit der 5. berlin biennale als Teil des Kooperationsprojektes Opening Hours.
Die 5. berlin biennale für zeitgenössische kunst (05.04.-15.06.2008) wird kuratiert von Adam Szymczyk und Elena Filipovic.
Im Mai freuen wir uns auf den Besuch der New Yorker Filmemacherin Babette Mangolte, die als beteiligte Künstlerin der 5. berlin biennale eine Auswahl amerikanischer Experimentalfilme präsentiert.