Schauplatz vom KILLER OF SHEEP (USA 1977) ist ein afroamerikanisches Ghetto in Watts, einem Stadtteil von Los Angeles, Mitte der 70er. Im Mittelpunkt steht Stan, ein sensibler Träumer, der unter der Belastung, im Schlachthaus arbeiten zu müssen, zusehends abstumpft. Von Geldsorgen geplagt, findet er nur ab und zu etwas Erholung in Augenblicken von schlichter Schönheit: wenn er eine Kaffeetasse gegen seine Wange hält und die Wärme spürt; wenn er mit seiner Frau zu Radiomusik tanzt oder seine Tochter im Arm hält. Charles Burnett zeigt das Leben, wie es ist – mal schrecklich düster, dann wieder erfüllt von überirdischer Freude und feinem Humor. Burnetts Abschlussarbeit an der UCLA, 1977 an Wochenenden für ein Taschengeld gedreht, zählt zu den ungesehenen Meisterwerken amerikanischer Filmgeschichte. Seiner ungeschliffenen, einfühlsamen dokumentarischen Qualitäten wegen wurde er mit dem italienischen Neorealismus verglichen; andere erkannten den Einfluss von Cassavetes' Shadows, während Burnett Jean Renoir als Vorbild nennt. Das Forum machte den Film 1981 einem internationalen Publikum bekannt; 1990 wurde er von der Kongressbibliothek als einer von 50 Titeln in die "National Film Registry" aufgenommen. Bis heute aber haben die ungeklärten Musikrechte einen Verleih des Films verhindert. Vom UCLA Film and Television Archive neu restauriert, ist KILLER OF SHEEP drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung wieder auf der Leinwand zu sehen. (1. & 9.4.)