Präsentiert von Radio EINS
Der Film beginnt mit einer langen Kamerafahrt aus dem Zentrum Hamburgs an die Peripherie, nach Osdorf, einer Hochhaussiedlung aus den 60er Jahren, damals ein Projekt der Stadtplanung am grünen Rand, heute das, was man einen "sozialen Brennpunkt" nennt. Hohe Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalitätsrate, hoher Ausländeranteil, Großstadt-Ghetto. Was von dort üblicherweise nach außen dringt, sind in erster Linie schrille Schlagzeilen und reißerische Reportagen. Wie kann man Ausgegrenzte anders zeigen? Maja Classen konzentriert sich in ihrem Film OSDORF (D 2007) auf die Ansichten und den Alltag von zwei 17-jährigen Migrantenjungs mit langen Vorstrafenregistern – mit einer Haltung, die die Protagonisten ernst nimmt, ohne moralische Debatte. Hinter den Posen und Angebereien, dem Macho-Gehabe und der Identifikation mit den Ghetto-Regeln können so auch Momente des Zweifels und der Schwäche zutage treten. Und erstaunliche Aussagen darüber, was ein gelungenes Leben sein könnte. (15.3.)