"Ich komme aus zwei verschiedenen Klassen: Mein Vater war Philosoph, meine Mutter Arbeiterin, seine Familie war jüdisch, die meiner Mutter christlich." Hanns Eislers Leben und Schaffen bewegte sich zeitlebens zwischen zwei Polen, zwischen Kunst und Politik, zwischen Film und Musik, zwischen Europa und Amerika – für Eisler schien aus diesem Spannungsfeld die originäre Kraft für seine Arbeit zu erwachsen. Einen Teilbereich dieser Arbeit – Eislers Kompositionen für den Film – präsentieren wir im Vorfeld eines internationalen Symposiums der Hanns-Eisler-Gesellschaft exemplarisch anhand von zwölf Programmen. Damit soll ein Einblick in die große stilistische Bandbreite Eislers und seine (film)musikgeschichtliche Entwicklung von fast drei Jahrzehnten (1929 bis 1956) gewährt werden. Wie kaum ein anderer Komponist war Hanns Eisler von den politischen Veränderungen des letzten Jahrhunderts geprägt. Als überzeugter Kommunist und Jude musste der 1898 in Leipzig geborene Eisler 1933 das nationalsozialistische Deutschland verlassen. Sein 16 Jahre währendes Exil führte ihn über Wien, Prag und London nach Los Angeles und New York. Hier entstand Eislers wegweisende filmmusiktheoretische Publikation "Komposition für den Film" in Zusammenarbeit mit Th. W. Adorno. 1947 wurde Eisler wegen angeblicher "kommunistischer Umtriebe" aus Amerika ausgewiesen und kehrte 1949 nach Ost-Berlin zurück. In der 1949 gegründeten DDR sah er eine demokratische Alternative zur geschichtlichen Entwicklung in Deutschland. Seine letzten Lebensjahre waren jedoch von Skepsis und kritischer Distanz zur Staatsführung der DDR geprägt. Hanns Eisler starb am 6.9. 1962 in Ost-Berlin.