Der Neorealismus war die führende europäische Filmbewegung nach 1945; die italienischen Nachkriegsfilme fanden weltweite Resonanz. Sie reflektierten ein verändertes soziales Bewusstsein und entwickelten daraus einen neuen filmischen Stil. Der Alltag sollte im Mittelpunkt stehen, Menschen von der Straße die Hauptrollen spielen. Wir zeigen Hauptwerke der neorealistischen Schule des italienischen Nachkriegsfilms: Luchino Viscontis OSSESSIONE (1942, der Film entstand noch unter dem faschistischen Regime) und LA TERRA TREMA (1948, das Epos der sizilianischen Fischer); Rossellinis ROMA, CITTÀ APERTA (1945, der Nachkriegsfilm par ecellence) und PAISÀ (1946, die Eroberung Italiens durch die Alliierten), aber auch den in Berlin gedrehten DEUTSCHLAND IM JAHRE NULL (1947/48) sowie den späteren VIAGGIO IN ITALIA (Reise nach Italien, 1953) mit Ingrid Bergman, um den sich eine Legende bildete, und de Sicas UMBERTO D. (1951), das Porträt eines einsamen alten Mannes. Zwei spätere Filme Viscontis zeigen dessen stilistische Entwicklung: SENSO (1954), ein opernhaftes, aber geschichtsträchtiges Melodram, und IL GATTOPARDO (Der Leopard, 1962), eine berühmt gewordene, in Sizilien spielende und die gesellschaftliche Transformation thematisierende Literaturbearbeitung, zugrunde lag der Roman von Lampedusa.