Frühes elektronisches Kino
Es ist uns eine besondere Freude, die Filme von Mary Ellen Bute (1906–1983) im Arsenal präsentieren zu können, die durch die Aufnahme in den arsenal experimental-Verleih nun erstmals außerhalb der USA verfügbar sind.
Mary Ellen Bute gehörte in den 1930er Jahren zu den PionierInnen des abstrakten Films in den USA und in den 1950ern zu den ersten FilmemacherInnen, die sich mit elektronischer Bilderzeugung auseinandersetzten. In ihren kurzen Filmen erforschte sie die Übertragung musikalischer Kompositionsprinzipien auf die Gestaltung visuellen Materials und erprobte verschiedene Möglichkeiten der Verknüpfung von Bild und Ton.
Auf der Suche nach einem geeigneten Medium für ihre Vision einer kinetischen Lichtkunst experimentierte Bute mit Leon Theremin zunächst mit Geräten zur Transformation akustischer in optische Signale, bevor sie den Film als ihr ideales Ausdrucksmittel entdeckte. Beginnend mit RHTYTHM IN LIGHT (1934) produzierte sie zuerst eine Reihe von Schwarzweiß-Filmen, in denen sie verfremdete Aufnahmen von Alltagsobjekten mit klassischer Musik koordinierte. Ende der 1930er wandte sie sich Animationstechniken und frühen Farbfilmverfahren zu und erschloss sich durch die damit gegebene freie Gestaltbarkeit von Form und Farbe ein vollkommen neues Spektrum zur Kopplung von akustischen und visuellen Elementen, das sie in Filmen wie TARANTELLA (1940) und POLKA GRAPH (1947) kontinuierlich weiter entwickelte. In ABSTRONIC (1952) und MOOD CONTRASTS (1953) kombinierte sie animierte Bilder schließlich mit Figuren, die sie durch den Einsatz eines Oszilloskops aus der synchronisierten Musik generierte. In den folgenden zwei Jahrzehnten widmete sich Bute der Bearbeitung literarischer Stoffe, konnte mit PASSAGES FROM FINNEGANS WAKE (1965) allerdings nur die erste Adaption eines James-Joyce-Werks vollenden, die in Cannes als bestes Debüt ausgezeichnet wurde. (Sandra Naumann)
Das Programm: Rhythm in Light (1934), Synchromy No. 2 (1935), Dada (1936), Parabola (1937), Escape (1938, Spook Sport (1939), Tarantella (1940), Polka Graph (1947), Color Rhapsody (1948), Imagination (1957), New Sensations in Sound (1959), Pastoral (1950), Abstronic (1952), Mood Contrasts (1953) (22.5., präsentiert von Sandra Naumann) Unser besonderer Dank gilt Cecile Starr.