"Ich glaube nicht mehr daran, dass Kino bedeutet, dass man zwei Stunden im Kino sitzt und sich eine Geschichte ansieht, die auf diese Zeit komprimiert worden ist. Meine Filme sind wie Gemälde, die zunächst auch mal einfach nur da sind. Nichts verändert sich. Man kann sich das acht Stunden lang ansehen und dadurch eine bereichernde Erfahrung haben. Oder man kann zwei Stunden rausgehen, und wenn man zurückkommt, ist der Film immer noch da." (Lav Diaz)
Das Vergehen von Zeit ist wesentlich für die Filme des philippinischen Filmemachers Lav Diaz (geb. 1958). In ihnen geht es häufig um die Zeit selbst, Zeit, die vergeht, Zeit als individuelle und kollektive Geschichte, als Erfahrung des Leidens nach langer Kolonialgeschichte. Er insistiert auf der Dimension der Zeit für die Gegenwart des Kinos, und seine Filme von meist epischer Länge ermöglichen den Zuschauern die physische Erfahrung von Zeit – als konkret vergehendes Leben.
"So wie sich sein Schaffen nach Gesetzen vollzieht, die allen Konventionen zuwiderlaufen – jedes Werk scheint aus einer gewissen existenziellen Notwendigkeit, einer Logik spiritueller Wertschöpfung hervorzukommen –, so folgen seine Filme einer Logik der obsessiven Selbst/Er/findung, einer Poesie des Hineinlauschens in die/eine Zeit." (Olaf Möller)