Der Film erweckt die Dinge zum Leben, indem er die fotografische Welt zum Tanzen bringt. André Bazin sieht im Film sogar die "Verwandlung des Lebens in sich selbst". Diese Idee einer direkten Affinität zwischen Film und Leben ist eine der Gründungsfiguren der Filmtheorie und zieht sich als Konstante durch die Historiografie und Theorie des Films. Was die diversen Herangehensweisen eint, ist ein emphatischer Bezug aufs Leben. Von Anfang an ist dem Verhältnis von Film und Leben jedoch ein Paradox eingeschrieben: Ausgerechnet die technischste aller Künste soll den Zugang zur Unmittelbarkeit des Lebens gewähren. Zentral ist dieser Figur jene zweiseitige Topografie, die den Film zwischen mechanischer Illusion und lebendigem Bewusstsein, automatischem Auge und subjektiver Form, Unmittelbarkeit und ihrer medialen Vermittlung, kurzum: Technik und Leben verortet. Dabei verweist diese filmästhetische Dialektik kulturgeschichtlich auf das grundlegende Spannungsverhältnis von Wissenschaft und Lebenswelt in der Moderne.
Die internationale Tagung "Waking Life" (10.–12. Juli im Filmhaus) widmet sich dem vielschichtigen Verhältnis von Film und Leben, indem sie ihren Ausgangspunkt von jener paradoxen Figur einer filmischen Vermittlung des Unmittelbaren nimmt. (Sulgi Lie) Im Rahmen der Tagung laufen Robert Bressons AU HASARD BALTHAZAR (Frankreich 1966; 10.7.) sowie zwei Filme von Hito Steyerl: LOVELY ANDREA (2007) und NOVEMBER (2004) (11.7.; in Anwesenheit der Regisseurin) im Arsenal.
Mit Vorträgen von Lisa Åkervall (Berlin/Viadrina), Dennis Göttel (Wien), Gertrud Koch (Berlin), Kristina Köhler (Zürich), Adina Lauenburger (Weimar), Deborah Levitt (New York), Maja Manojlovic (Los Angeles), Katja Müller-Helle (Wien), D.N. Rodowick (Harvard), Garrett Stewart (Iowa), Hito Steyerl (Berlin), Christian Tedjasukmana (Berlin), David Weber (Potsdam), Matthias Wittmann (Wien/Berlin).
Eine Veranstaltung des Graduiertenkollegs "Lebensformen und Lebenswissen" Potsdam & Frankfurt/Oder, des Graduiertenkollegs "Mediale Historiographien" Weimar, des Internationalen Graduiertenkollegs "InterArt" Berlin und dem Seminar für Filmwissenschaft der FU Berlin in Kooperation mit Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen und dem Arsenal / Freunde der Deutschen Kinemathek.