Ein großer Unbekannter des japanischen Kinos ist Yasuzo Masumura (1924–86), ein wichtiger und einflussreicher Regisseur, der im Westen bislang kaum wahrgenommen wurde. Seine ganze Laufbahn über arbeitete er innerhalb des japanischen Studiosystems und sah sich als Handwerker, der in den verschiedensten Genres zuhause war. Dennoch entwickelte er eine ganz eigene Handschrift und wurde ein Vorbild für die Filmemacher der japanischen Nouvelle Vague, unter ihnen Nagisa Oshima, der sich konkret auf ihn bezog. Masumura schuf ein exzessives und entfesseltes Kino, das in Comic-Ästhetik und mit großem Stilbewusstsein die japanische Gesellschaft attackierte. Sein Angriff auf erdrückenden Konformismus und rigide Normen griff die japanische Kultur in ihrer Wohlstandsgier und der damit einhergehenden Brutalität an. Wie viele seiner Generation erzählte er auch immer wieder von der schockierenden Grausamkeit von Kriegen.
Sein Handwerk lernte er in Italien: als erster Japaner studierte er 1952–54 am Centro Sperimentale in Rom und traf dort unter anderem auf Luchino Visconti und Michelangelo Antonioni. Vielleicht war es auch dieser Erfahrung seines Auslandsaufenthaltes geschuldet, dass er in bilderstürmender Manier gegen Zwänge und Begrenzungen aller Art antrat. Erotisch und gewalttätig aufgeladene Plots waren ebenfalls eines seiner Markenzeichen.
Wir präsentieren eine kleine Auswahl von acht Filmen aus einem Gesamt-Œuvre, das an die 60 Filme umfasst. Seine Hauptwerke schuf er in einem Jahrzehnt, in den späten 50er und 60er Jahren: Filme voller Leben, einer wilden und ungestümen Lust und einer manchmal grausamen Schönheit.