Die Familie Kadowaki lebt in einem traditionellen japanischen Holzhaus mit einem Feigenbaum im Hof. Die Atmosphäre ist rau, aber herzlich. Ein geheimnisvoller nächtlicher Baustellenjob, zu dem Vater Oto nach Tokio aufbricht, sät Misstrauen. Kaum zurück, stirbt Oto an einer plötzlichen Hirnblutung. Mutter Maasa verliert das seelische Gleichgewicht, Tochter Yume entdeckt ihre Adoptionsurkunde; ihre Welt befindet sich in Auflösung.
In Worte lässt sich das bizarre Regiedebüt der bekannten Schauspielerin Momoi Kaori kaum fassen; seine Absurdität, seine Originalität, sein aberwitziger Humor, selbst seine abgrundtiefe Traurigkeit sind aus grell farbigen Bildern gemacht. Für die überbordende Ausstattung zeichnet der langjährige Production Designer von Suzuki Seijun, Kimura Takeo, verantwortlich. Selbst vor einer animierten Sequenz mit fluchenden Ameisen macht der ungestüme Stilwille des Films nicht halt. Man kann sich satt sehen an liebevollen Details, wird ständig aufs Neue überrascht von surrealer Komik, von plötzlichen Perspektiv- und Zeitenwechseln. Ichijiku no kao ist ein Film über Abschiede, Ablösungen, verblassende Erinnerungen. Nostalgie will trotzdem nicht aufkommen. Dafür ist die Gegenwart zu stark.
Christoph Terhechte
Momoi Kaori, geb. 1952 in Tokyo. Ausbildung an der British Royal Academy of Ballet in Großbritannien und Bungakuza School of Dramatic Arts. Schauspieldebüt 1971, seitdem über fünfzig Filme mit Regisseuren wie Kurosawa Akira, Imamura Shohei, Alexander Sokurow, Yamada Yoji und Rob Marshall. Seit 2005 lebt sie in Los Angeles, Ichijiku no kao ist ihr Regiedebüt.
Produktion: Agora Co., Ltd., Tokyo; Parallel, Tokyo
Buch: Momoi Kaori
Kamera: Kugimiya Shinji Darsteller: Momoi Kaori, Yamada Hanako, Ishikura Saburo, Takahashi Katsumi, Iwamatsu Ryo, Mitsuishi Ken
Format: 35mm, Farbe
Länge: 94 Minuten
Sprache: Japanisch