Frédérique, genannt Fred, ist Krankenschwester in einem kleinen Schweizer Ort nahe der französischen Grenze. Mit sich selbst im Unreinen, zornig auf die Welt, trägt sie sich mit Suizidgedanken, schießt dann aber im Affekt den Schüler Marco an. Im Krankenhaus treffen sie wieder aufeinander. Bald entdeckt Fred Ähnlichkeiten zwischen sich und dem hitzköpfigen Jungen, der nicht ahnt, dass sie die Schuld an seiner Verletzung trägt.
Überzeugend spielt Hauptdarstellerin Isild Le Besco auf einer Gefühlsskala, die von einem Extrem ins andere reicht. Freds aufbrausende Art verbirgt ein verletzliches Wesen, und Verletzungen sind das Thema dieses furiosen Films. Der Knieschuss, den Marco erlitten hat, ist wohl nicht einmal die schlimmste davon. Eine eisige Begegnung Freds mit ihrem Vater zu Beginn des Films lässt ihre psychischen Wunden erahnen, und so angeschlagen sie selbst ist, stößt sie doch alle Welt stets vor den Kopf. Marco, dessen Mutter die Familie verlassen hat, ergeht es ebenso, und nach anfänglichen heftigen Zusammenstößen entwickelt sich zwischen der Schützin und ihrem Opfer ein seltsames Band.
Christoph Terhechte
Jeanne Waltz, geb. 1962 in Basel. Studium der Japanologie, Galeristin in Berlin. Von 1989 bis 2003 lebte und arbeitete sie hauptsächlich in Portugal. Filme: 1998 mit "O que te quero/Ce que je te veux" im Kurzfilm-Wettbewerb der Berlinale, 2003 "Daqui p’ra alegria/D’ici à la joie".
Produktion: Bloody Mary Produktions, Paris; Prince Film SA, Genf
Buch: Jeanne Waltz
Kamera: Hélène Louvart
Darsteller: Isild Le Besco, Steven Pinheiro de Almeida, Lio, Yves Verhoeven, Christophe Sermet, Jocelyne Desverchère, Bernard Nissile, Michel Raskine
Format: 35mm (gedreht auf Super16), Farbe
Länge: 85 Minuten
Sprache: Französisch