Stan lebt mit Frau und Tochter im Bezirk Watts in Los Angeles. Er ist ein sensibler Träumer, der vor allem im Familienleben Zuflucht vor der harschen Realität sucht. Sein peinigender Job im Schlachthof, wo er die Körper toter Schafe ausweidet, nimmt ihn zusehends mit und er isoliert sich von der Gemeinschaft.
Charles Burnetts Abschlussarbeit an der UCLA, 1977 an Wochenenden für ein Taschengeld gedreht, zählt zu den ungesehenen Meisterwerken amerikanischer Filmgeschichte. Seiner ungeschliffenen, einfühlsamen dokumentarischen Qualitäten wegen wurde er mit dem italienischen Neorealismus verglichen; andere erkannten den Einfluss von Cassavetes' "Shadows", während Burnett Jean Renoir als Vorbild nennt. Das Forum machte den Film 1981 einem internationalen Publikum bekannt; 1990 wurde er von der Kongressbibliothek als einer von 50 Titeln in die "National Film Registry" aufgenommen. Bis heute aber haben die ungeklärten Musikrechte einen Verleih des Films verhindert. Vom UCLA Film and Television Archive im 35mm-Format restauriert, ist Killer of Sheep drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung wieder auf der Leinwand zu sehen. Noch immer kann der Film inspirieren – so viel Zuneigung, so viel Authentizität, so viel Poesie und Hingabe stecken in jeder körnigen Schwarzweißeinstellung.
Christoph Terhechte
Charles Burnett, geb. 1944 in Vicksburg, Mississippi, in frühen Jahren Umzug in den Stadtteil Watts von Los Angeles. Elektrikerlehre, danach Besuch der Filmhochschule der UCLA, Arbeit als Kameramann, Cutter und Drehbuchautor, eigene Filme ab 1969.
Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Charles Burnett
Darsteller: Henry Gayle Sanders, Kaycee Moore, Charles Bracy, Angela Burnett, Eugene Cherry, Jack Drummond
Format: 35mm, gedreht auf 16mm, Schwarzweiß
Länge: 83 Minuten
Sprache: Englisch
Restaurierte 35mm-Kopie des UCLA Film and Television Archive