In der Nachkriegszeit, vor genau 60 Jahren, wurde in einer irischen Landschaft am Meer das Urlaubscamp Mosney gegründet, um Familien eine vorübergehende Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag zu ermöglichen. Heute wird der Ort für eine andere Art von Fluchtstätte genutzt: als Heim für Asylsuchende, die dort meist viele Jahre verbringen.
"Passagen sind Häuser oder Gänge, welche keine Außenseite haben - wie der Traum", so Walter Benjamin im "Passagenwerk". Im Innern der grauen Flachbauten findet sich eine voll ausgestattete Welt des Entertainment. Die Kamera streift traumartig durch den verlassenen Tanzsaal, einen leeren Swimmingpool, durch Speisesäle, Kinderparadiese, entlang an Spielautomaten, buntem Plastik-Dekor, Leuchtschriften, die Fish & Chips anpreisen. Bevor sie immer wieder vor einer Tür mit der Aufschrift "Push Bar To Open" stehen bleibt, öffnen sich andere Räume: Bis zur Decke gestapelte Matratzen und Bettwäsche, Kleiderkammern und Secondhand-Einkaufsstätten lassen den Traum übergangslos und in unveränderten Pastelltönen zum Albtraum werden. "The new business" nennt ein Mitarbeiter den Transfer vom Tourismus zur Leitung eines Asylantenheims mit Blick aufs Meer, in dem zumindest Kinder die Möglichkeit zur Ausbildung und kreativen Alltagsgestaltung haben. Doch die Geschichten ihrer Eltern, die mit ganz anderen Erwartungen aus Nigeria, Somalia, Russland oder Kroatien hierher kamen, bremsen die sanften Kamerafahrten immer wieder aus.
Stefanie Schulte Strathaus
Paul Rowley, geb. 1971 in Dublin, arbeitet seit über zehn Jahren als Videoinstallationskünstler sowie als Produzent, Regisseur, Kameramann und Redakteur. Gemeinsam mit Nicky Gogan, geb. 1969, Gründerin der Produktionsfirma Still Films, führte er Regie in Seaview.
Produktion: Still Films, Dublin
Kamera, Schnitt: Paul Rowley
Format: 35mm, Farbe
Länge: 82 min.
Sprachen: Englisch, Kurdisch