Die amerikanischen Besatzer brachten ihre Demokratie nach Japan und förderten die freie Meinungsäußerung. Doch die Geister, die sie riefen, wurden sie nicht los. Als Amerika seine neuen Verbündeten auf den Kalten Krieg einschwörte, rüsteten Japans Studenten gegen ihren Staat und wurden unerbittlich verfolgt. Ende Februar 1972 wurde die Nation von einer in sämtlichen Medien ausgeschlachteten zehntägigen Belagerung der Skihütte Asama erschüttert, bei der zwei Polizisten starben. Doch die ersten Opfer der militanten Studenten waren keine Vertreter der Staatsmacht, sondern die eigenen Genossen: Ehe es zum Gefecht mit der Polizei kam, waren 14 junge Menschen dem Fanatismus der "United Red Army" zum Opfer gefallen.
Wakamatsus Film ist der aufrichtige Versuch, den Schock aufzuarbeiten, den die japanische Linke damals erlebte, und die Motivation der militanten Studenten zu begreifen. In drei Akten zeichnet der Film den "Weg nach Asama Sanso" nach. Eine Dokufiktion, die mit elektrisierender Psychedelic-Rockmusik unterlegt ist, illustriert die Radikalisierung der Universitäten in den 60er Jahren. Die inquisitorische Hölle der Trainingslager in den verschneiten Bergen ist als klaustrophobisches Kammerspiel inszeniert. Das aus der Perspektive der eingeschlossenen Militanten gefilmte Gefecht um die Skihütte schließlich symbolisiert das Scheitern einer Bewegung, die sich hoffnungslos verrannt hat.
Christoph Terhechte
Wakamatsu Koji, geb. 1936 in der Präfektur Miyagi, Regiedebüt mit Sweet Trap (1963). Hat über 100 Filme inszeniert, u.a. Secrets Behind the Wall (1965), Go, Go Second Time Virgin (1969), Ecstasy of the Angels (1972), die als "Tribute to Wakamatsu Koji" im 38. Forum gezeigt werden. United Red Army ist sein neuester Film.
Produktion: Wakamatsu Production, Tokio
Buch: Wakamatsu Koji, Kakegawa Masayuki, Otomo Asako
Kamera: Tsuji Tomohiko, Toda Yoshihisa
Format: 35mm, Farbe
Länge: 190 min.
Sprachen: Japanisch