Der 1869 gebaute Yasukuni-Schrein ist eine Shinto-Gebetsstätte in Tokio. Der Schrein ist in Asien ein Politikum, da Soldaten aller japanischen Kriege Eingang in das dortige Seelenregister gefunden haben - darunter einige verurteilte Kriegsverbrecher. Der Ort und seine Besucher stehen im Mittelpunkt dieses Dokumentarfilms. Die kommentarlos eingefangenen nationalistischen Kundgebungen, Proteste, eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem jungen japanischen Friedensaktivisten und der Besuch des ehemaligen Premierministers Koizumi Junichiro geben auf vielschichtige Weise Aufschluss über den Umgang Japans mit seiner Geschichte. Leitmotiv des Films ist die Arbeit eines alten Schwertschmieds im Innern des Schreins. Am Ende hält jener ein vollendetes Schwert in den Händen und trägt singend die "Ode an das japanische Schwert" vor.
Der Film des Chinesen Li Ying ist eine sensible, kritische und respektvolle Auseinandersetzung mit der japanischen Geschichte und Kultur. Durch die Montage der Aufnahmen mit Archivmaterial aus den Kriegen, von Kendo-Kämpfern und vom Yasukuni-Schrein selbst wird Yasukuni - mit der Musik von Henryk Góreckis elegischer Dritter Sinfonie, die zum 50. Jahrestag der Invasion Hitlers in Polen komponiert wurde - zu einem ergreifenden und facettenreichen Dokument der Psyche einer Nation.
Gabriela Seidel
Li Ying, geb. 1963 in Guangzhou, China, inszenierte seit 1984 Dokumentarfilme für China Central Television (CCTV). Seit 1989 forscht er in Japan im Bereich visueller Anthropologie. Im Forum mit 2H (1999), Fei ya fei (2001), Dream Cuisine (2003), Mona Lisa (2007).
Produktion: Dragon Films Inc., Tokio; Beijing Film Academy
Youth Studio, Zhong Kun Film Inc., Beijing
Kamera: Hotta Yasuhiro, Li Ying
Mitwirkende: Kariya Naoji, Sugawara Ryuken, Gaojin Sumei
Format: 35mm, Farbe und Schwarzweiß
Länge: 123 min.
Sprache: Japanisch