In Südkorea gehört die Hochzeitstruhe, eine massive Holzbox, die mit ebenso geheimnisvollen wie symbolträchtigen Dingen gefüllt wird, zum Auftaktritual jeder Eheschließung. Sie steht am Ausgangspunkt einer Reise, die dieser Film ins heutige Seoul unternimmt. Ulrike Ottinger macht sich in der Megacity auf die Suche nach eigentlich unsichtbaren Traditionen. In der omnipräsenten Hochzeitsindustrie Koreas entdeckt sie das Alte im Neuen - und umgekehrt.
Auf sehr unterhaltsame Weise zeichnet Die koreanische Hochzeitstruhe das Bild einer Gesellschaft, die in Familienangelegenheiten erstaunlich wertkonservative Traditionen bewahrt hat. Man staunt über die Schönheit der Kleider, die Vielzahl der wundersamen Rituale ebenso wie über die Inszenierungen von perfekten Momenten, die wie Skulpturen fotografiert werden. Eine ganze Welt tut sich auf, wenn die Hochzeitstruhe gleichsam der "Büchse der Pandora" geöffnet wird, wobei sehr gegenwärtige Schicksale ihren Lauf nehmen. In den klimatisierten Nebengemächern des Festsaals werden Braut und Bräutigam von Maskenbildnern für den großen Auftritt geschminkt. Zwischen ihnen, den Brauteltern, den zahlreichen Assistenten und einer staatlich anerkannten Schamanin entspinnt sich ein modernes ethnografisches Filmmärchen.
Dorothee Wenner
Ulrike Ottinger, geb. 1942. Von 1962 bis 1968 als Malerin und Fotografin in Paris, seit 1973 in Berlin. Neben ihrer Filmarbeit Theaterregisseurin, regelmäßige Fotoausstellungen, Filme im Forum, zuletzt 2003 Südostpassage, 2004 Zwölf Stühle, 2007 Prater.
Produktion: Ulrike Ottinger Filmproduktion, Berlin; in Kooperation mit dem International Women's Film Festival Seoul (IWFFIS)
Buch: Ulrike Ottinger
Kamera: Ulrike Ottinger, Lee Sunyoung
Format: 35mm, Farbe
Länge: 82 Minuten
Sprache: Koreanisch, Deutsch
Foto: © Ulrike Ottinger