Raphaël Nadjaris dreieinhalbstündiger Film über die Geschichte des israelischen Kinos ist eine ineinanderfließende Montage aus Spielfilmausschnitten und Interviews mit Regisseuren, Produzenten, Filmkritikern und Wissenschaftlern. Die Einsichten des Spielfilmregisseurs Nadjari in die Strömungen und Entwicklungen des israelischen Kinos sind gleichzeitig eine Darstellung der Geschichte dieser noch jungen Nation in der Dauerkrise.
Die einzelnen Phasen politischer Veränderungen prägen das Filmschaffen, doch haben auch einzelne Filme aktiv in sich verändernde gesellschaftliche Zustände hineingewirkt: Nachdem Otto Preminger auf Anregung des damaligen israelischen Premierministers Ben Gurion 1960 den Film "Exodus" drehte, der ein großer internationaler Erfolg wurde und einen Oscar gewann, erhielt Israel viel Zuspruch und Zuwendungen aus aller Welt.
Der kühl-distanzierte, analytische Blick auf das Land, in dem es gerade jetzt kaum möglich ist, nicht emotional und parteiisch zu sein, ist wohltuend; interessant die Nachzeichnung der intellektuellen Strömungen der Filmschaffenden durch die Jahrzehnte. Nadjaris Film ist nicht nur eine Sammlung filmischer Dokumente. Er ist ein Aufruf zu Reflexion.
Gabriela Seidel-Hollaender
Raphaël Nadjari, geb. 1971 in Marseille. Zunächst Szenenbildner beim Fernsehen, dann Autor und Regisseur. Filme seit 1999, im Forum 2001 mit I Am Josh Polonski's Brother. Zuletzt entstand Tehilim (2007).
Produktion: Zadig Productions, Paris; Amir Feingold Productions, Tel Aviv; United King Films, Tel Aviv
Kamera: Frédéric Lefevbre, Oded Israeli
Format: HDCam, Farbe
Länge: 210 Minuten
Sprachen: Hebräisch, Englisch
Foto: © Amit Berlowitz