Ein Tagebuchfilm von 1976 über den vier Jahre zurückliegenden Sommer in Wien. Super8-Aufnahmen, Skizzen und Szenen in lichtem Schwarzweiß: Der Modefotograf John (John Cook)ist von seiner Freundin verlassen worden und will den mit ihr begonnenen Film mit Freunden aus der Wiener Bohème zu Ende bringen. Doch zwischen dieses Vorhaben driften das Leben, die Arbeit, die Musik. Ein langsamer Sommer in der Stadt mit Ausflügen aufs Land, Affären, Beziehungen, Freundschaften, Neben- und Hauptsachen, deren Gewichtungen sich verschieben.
Cooks erster abendfüllender, teils autobiografischer Film besitzt mit seiner lässigen Unaufdringlichkeit einen Tonfall zwischen erfindendem und dokumentierendem Blick, der an die Filme von Jean Eustache erinnert. Ganz gelassen erfasst Cook die Präsenz der vorübergehenden Zustände, den trägen Sommer in der Stadt, die ziellos streunenden Freunde. In seiner simplen "privaten" Form präzisiert Langsamer Sommer eine filmisch-erzählerische Haltung, deren Melancholie dem Vergangenen nie das Beiläufige und Wunderbare seiner einstigen Erscheinung nimmt.
Michael Baute
John Cook, geb. 1935 in Toronto. Cook arbeitete zunächst als Fotograf, dann als Filmemacher, zuletzt als Schriftsteller. 1968 ließ er sich in Wien nieder; dort entstanden vier seiner insgesamt fünf Filme: Ich schaff's einfach nimmer (1972/73), Langsamer Sommer (1976), Schwitzkasten (Forum 1979) und Artischocke (1982). Seinen letzten Film, das dokumentarische Porträt eines jungen Stierkämpfers, realisierte Cook in Frankreich (José Manrubia Novillero d'Arles, 1990/96). Cook starb 2001.
Produktion: Michael Pilz, Wien; Interspot Film, Wien
Buch: John Cook, Michael Pilz
Kamera: John Cook, Helmut Boselmann, Michael Pilz
Darsteller: John Cook, Helmut Boselmann, Eva Grimm, Hilde Pilz, Michael Pilz, Günter Duda
Format: 35mm (gedreht auf Super8), Schwarzweiß
Länge: 83 Minuten
Sprache: Deutsch
Foto: © Michael Pilz/ Österreichisches Filmmuseum