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Zweimal täglich zieht die Muschelsammlerin ihren schweren Arbeitsschlitten ins Watt. Einmal während die Sonne die Landschaft aus dem Morgendunst auftauchen lässt, ein zweites Mal, wenn sie sie abends in leuchtende Farben taucht. Jeweils 45 Minuten dauert ihr Weg vom Ufer in die endlose Weite des verebbten Meeres und zurück, 45 Minuten, in denen sich das flache Bild der Leinwand in die Tiefe ausdehnt. Während sie langsam durch das Watt watet, bückt sie sich alle paar Meter, um ihre gummibehandschuhten Arme tief in die Erde zu bohren. Das schmatzende Geräusch, das dabei entsteht, hat etwas ungeheuer Körpernahes im Verhältnis zum entfernten Vogelgezwitscher und einem gelegentlich aus dem Nebel ertönenden Schiffshorn. Ehe die Muschelsammlerin ihre Ernte an Land bringt, entfernt sie bedächtig den Schlick von ihrem Schlitten. Double Tide, Sharon Lockharts vierter Film über Arbeit (, Lunch Break, Exit) führt uns einen Beruf vor, der den meisten von uns ebenso unbekannt ist wie die Tatsache, dass die Ebbe in Maine nur an wenigen Tagen zweimal bei Sonnenlicht eintritt. Die Zeichnung des körperlich harten Arbeitsalltags geht mit den poetischen Landschaftsbildern und -tönen eine eigenartige Verbindung ein, wie zwei Magnete, die sich gegenseitig anziehen und abstoßen.
Stefanie Schulte Strathaus

Sharon Lockhart, geb. 1964 in Norwood, Massachusetts. Die amerikanische Künstlerin und Filmemacherin studierte am Art Center 
College of Design in Pasadena und am San Francisco Art Institute. Ihr Werk war in zahlreichen Ausstellungen in aller Welt zu sehen. Zurzeit lehrt sie an der Roski School of Fine Arts der University of Southern 
California.

Produktion: Lockhart Studio, Los Angeles

Kamera: Richard Rutkowski

Format: HDCam (gedreht auf 16mm), Farbe

Länge: 99 Minuten

Foto: Courtesy neugerriemschneider, Berlin

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