Ein junger Mann, der für zwielichtige Gestalten illegale DVDs verpackt, gerät an einen Revolver, dem das Foto einer Frau beiliegt. Der Fund führt ihn zu einem Ehepaar in der Krise, das in der gleichen trostlosen Gegend an der Peripherie Istanbuls lebt. Sie arbeitet als Näherin, er als Schlachter. Es entsteht eine seltsame Konstellation von drei Menschen, die schwer tragen an ihrer Verzweiflung – jeder für sich allein.
Lost souls. Lost in space. Wie verloren wirken die Protagonisten in der Weite einer desolaten Stadtlandschaft mit öden Ausfallstraßen, viel Schutt und Hochhäusern in der Ferne. Wie verloren auch in ihrem Alltag, der bestimmt ist von Sprachlosigkeit und drohender Arbeitslosigkeit. Ein freudloses Leben ohne Hoffnung. Grau in grau. Unterfüttert mit einem minimalen Plot um einen Auftragsmord ist Pus vor allem
eine Studie über einen Zustand: den der totalen Entfremdung, Einsamkeit, Leere und Hoffnungslosigkeit. Es gelingt keinem der drei, einen Ausdruck zu finden für diese Empfindungen, doch der Film versteht es, ihnen Form zu verleihen, jedes Bild spricht davon. Langsam, stark stilisiert und elliptisch erzählt, mit sparsamen Dialogen und ohne
Psychologie – ein europäischer Autorenfilm aus der Türkei.
Birgit Kohler
Tayfun Pirselimoğlu, geb. 1959 im türkischen Trabzon, studierte Malerei und Grafik an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Er war Dozent für Malerei, Drehbuchschreiben und Regie und verfasste neben einigen Drehbüchern vier Romane. Pus ist sein dritter abendfüllender Spielfilm. Zuletzt im Forum mit Rıza (2007).
Produktion: Zuzi Film, Istanbul
Koproduktion: Graal S.A., Athen
Buch: Tayfun Pirselimoğlu
Kamera: Ercan Ozkan
Darsteller: Ruhi Sarı, Mehmet Avcı, Nurcan Eren
Format: 35mm (gedreht auf Video), Farbe
Länge: 109 Minuten
Sprache: Türkisch