"Man muss Menschen verstehen, wenn man sie gewinnen will." Diesen Satz sagt Abu Jandal, der ehemalige Leibwächter von Osama Bin Laden, zu einem Kreis jemenitischer Teenager, mit denen er sich regelmäßig trifft, um über seine Vergangenheit als Jihadist zu reden. Abu Jandal hat seinen Eid als Al-Qaida-Mitglied gebrochen und dem unbedingten Gehorsam gegenüber seinen Führern abgeschworen. Der Film porträtiert diesen Mann und seinen dramatischen, unglaublichen Lebensweg zu einem einflussreichen Kritiker des islamistischen Terrornetzwerks in der arabischen Welt. Parallel wird die Geschichte von Salim Hamdan aufgerollt, der als Fahrer Bin Ladens lange Jahre in Guantánamo inhaftiert war. Nach seiner Freilassung, die auf das umstrittene Tribunal Hamdan vs. Rumsfeld folgte, verweigerte er sich jeder Äußerung gegenüber den Medien. Laura Poitras eröffnet mit ihrem Film nicht nur einen spektakulären Blick ins Innere der Al-Qaida-Führung, sie gibt auch selbst ein starkes politisches Statement ab. Ihre Bilder und ihre genaue Beobachtungsgabe plädieren für ein Verständnis von Menschen, das im Krieg gegen den Terror verloren gegangen scheint. Man begreift in The Oath, dass dieser Krieg ohne ein solches Verständnis niemals gewonnen werden kann.
Dorothee Wenner
Laura Poitras, geb. 1964 in Boston, studierte Medienwissenschaft in New York und ist als Dokumentarfilmregisseurin, Produzentin und Cutterin tätig. Zurzeit unterrichtet sie außerdem Dokumentarfilmregie an der Yale University und leitet ein Multi-Media-Projekt über das Gefangenenlager in Guantánamo Bay.
Produktion: Praxis Films, New York; The Independent Television Service (ITVS), San Francisco in Zusammenarbeit mit POV / American Documentary Inc., New York
Kamera: Kirsten Johnson, Laura Poitras
Format: HD (gedreht auf HD und Mini DV), Farbe
Länge: 96 Minuten
Sprachen: Arabisch, Englisch
Foto: Khalid Al Mahdi