Das Dörfchen Doel ist dem expandierenden Hafen von Antwerpen im Weg. Ein Abrissbeschluss steht – die Vergangenheit muss der Zukunft weichen. Emilienne, eine rüstige Dame, sieht das anders. Sie will nicht umziehen, viel zu wohl fühlt sie sich in ihrem Haus mit wildem Garten. Aber die Arbeiten schreiten voran, und Doel wirkt schon jetzt wie ausgestorben. Nur die ältesten Bewohner, darunter Emiliennes Freundin Colette und der betagte Dorfpfarrer, bilden eine ausharrende Schicksalsgemeinschaft. Als der Pfarrer stirbt und Colette aufzugeben scheint, bleibt Emilienne allein zurück.
De Engel van Doel erzählt nicht nur von den Opfern des Fortschrittsglaubens, sondern zeigt mit Emilienne eine aktive und mit allen Wassern gewaschene Vertreterin der jüngst aufflackernden Protestkultur. Hoffnungslos und absurd, brisant wie zeitgemäß wirkt der Kampf um die letzten Häuser Doels. Das Schwarzweiß-Format unterstützt die unwirtliche Stimmung, und der Kamera gelingen eindringliche Momentaufnahmen: wenn sich ein gigantisches Frachtschiff am Rande von Doel lautlos durch den Nebel schiebt oder die Blümchentapete in einem Abrisshaus zur Kulisse einer improvisierten Bandprobe wird, während Emilienne, letzter Engel von Doel, weiterhin beharrlich ihre Hühner füttert. (Claudius Lünstedt)
Tom Fassaert, geb. 1979 in Naarden, studierte Geophysik sowie Dokumentarfilmregie in Amsterdam. De Engel van Doel ist sein erster abendfüllender Film.
Produktion: SNG, Amsterdam; CinéTé Filmproducties, Amsterdam
Buch: Tom Fassaert
Kamera: Daniël Bouquet, Diderik Evers, Reinout Steenhuizen
Format: HDCam, Schwarzweiß
Länge: 77 Minuten
Sprache: Flämisch