Jorgelino Vergara war 14 Jahre alt, als er allein aus der Provinz in die Hauptstadt Santiago kam. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause und einer Ersatzfamilie geriet er in eine Villa, in der die Handlanger des Pinochet-Regimes ihre politischen Feinde verhörten, folterten und ermordeten. Hier wurde Jorgelino der „Junge für alles“, ein kleiner Hausmeister, der den Folterern Kaffee kochte. Heute schaut der Mann, der völlig vereinsamt in einer armseligen Hütte lebt, auf sein verpfuschtes Leben zurück. Er war zu nah an den Tätern, um sich als Opfer des Regimes rehabilitieren zu können. Doch gleichzeitig war er damals noch zu jung und auch zu unbeteiligt, um aus heutiger Sicht zum Kreis der Mörder gezählt zu werden, die 1990 zumeist unerkannt untertauchen konnten und immer noch von den Hinterbliebenen gesucht werden. El mocito begleitet Jorgelino in einer Phase seines Lebens, in der er sich aufmacht, mit sich und seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Die Reise führt an Orte und zu Menschen, die für ihn wichtig waren oder sind. Seine persönliche Geschichte und die große, nationale Tragödie Chiles beginnen einander dabei immer mehr zu spiegeln – der Film sucht feinfühlig nach den Analogien und findet sie eher in Bildern als in Worten. (Dorothee Wenner)
Marcela Said, geb. 1972 in Santiago, Chile, studierte in Santiago und Paris. El mocito ist ihr erster abendfüllender Film.
Jean de Certeau, geb. 1964 in Voiron, Frankreich, arbeitet seit 1982 als Cutter. El mocito ist sein Langfilmdebüt.
Produktion: Icalmafilms, Santiago
Buch: Marcela Said, Jean de Certeau
Kamera: Arnaldo Rodriguez
Format: HDCam, Farbe
Länge: 70 Minuten
Sprache: Spanisch