Zunächst sind es Nebensächlichkeiten, die einem auffallen: die Art und Weise, wie der Vater in aller Stille das Haus verlässt und die Tür hinter sich abschließt, das zwanghafte Zurechtrücken der Platzdeckchen durch die Mutter und ihre Ahnungslosigkeit über den nächtlichen Aufenthaltsort des Sohnes. Weitere Anzeichen mehren sich: Fressanfälle, Konzentrationsprobleme bei der Arbeit, grundlose Feindseligkeit. Eine zerfallende Familie, die sich nur noch verzweifelt an ihrem Alltag festhält.
Bemerkenswert an Yoshida Kōkis Spielfilmdebüt ist dessen Betonung von Symptomen. Anstatt zu diagnostizieren, warum eine Familie sich auseinanderentwickelt, vollzieht Yoshida die unaufhaltsame Entfremdung nach, indem er die Kamera präzise jeder Bewegung der drei beinahe Fremden folgen lässt. Dennoch spielt der Film gleichzeitig auf jene größeren Zusammenhänge an, die den Status quo verursacht haben, eine Gesellschaft nämlich, in der Gespräche lediglich um Wasserspender kreisen, Rentner scheinbar ohne Grund Ladendiebstahl begehen und Worte der Zuneigung spärlich gesät sind. Dieses subtile Verhältnis des Besonderen zum Allgemeinen ist es, aus dem Kazoku X seine Kraft bezieht – als Fallstudie, die anhand einer einzelnen Familie eine größere Sozialmisere untersucht. (James Lattimer)
Yoshida Kōki, geb. 1980 in Tokio, studierte Film an der dortigen Zokei University. Kazoku X ist sein erster abendfüllender Spielfilm.
Produktion: PFF partners (PIA Corporation, Tokyo Broadcasting System, Inc. Imagica Corp., Avex Entertainment Inc. Usen Corporation) Little more Co., Ltd., Tokio
Buch: Yoshida Kōki
Kamera: Shida Takayuki
Darsteller: Minami Kaho, Taguchi Tomorowo, Kaku Tomohiro, Tsutsui Mariko, Murakami Jun
Format: 35mm, Farbe
Länge: 90 Minuten
Sprache: Japanisch