SALON POPULAIRE (KUNSTSAELE BERLIN)
Eröffnung Mittwoch 09.02. 18:00-21:00
Täglich 11:00-20:00
Eine weit verbreitete, jedoch unterschätzte Form der Ausstellung von Bildern ist ihre Präsentation durch Menschenhand. Das buchstäbliche, körperliche Tragen von Bildern wird zumeist in Situationen vollführt, in denen zugleich Bilder genau davon produziert werden. Die mehrfache Rahmung zu komplexen Double Exposures ist seit langem eine populäre bildjournalistische Formel. Der Umgang mit Bildobjekten unterschiedlicher physischer Beschaffenheit in Akten der Inszenierung und Kundgebung von ideologischer Überzeugung oder individueller Trauer ist dabei eine körperliche ebenso wie eine identifizierende Praxis. In ihr vollzieht sich ein bedeutungsproduktiver und oft geradezu animistischer Austausch zwischen der Autorität der gehaltenen Bilder und der Authentizität und der ‘Lebendigkeit’ ihrer Träger_innen.
Carrying Pictures montiert Ausschnitte aus Pressefotografien, Fragmente eines bildtheoretischen Traktats sowie Szenen aus dem Spielfilm Under Fire (Roger Spottiswoode, USA 1983) zu ei- ner paradidaktischen Demonstration der Praktiken und des Praxiswissens in den Bildräumen des Politischen. Der unausweichliche Inszenierungscharakter solcher Beobachtungen zweiter und dritter Ordnung wird durch den Originalsoundtrack von Robert und Roland Lippok (To Rococo Rot, Tarwater) hervorgehoben, der das Text-Bild-Geschehen dramatisiert, ohne es je zu illustrieren.
Single-Channel Videoinstallation, 11 Minuten
Tom Holert ist Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler. Er lebt und arbeitet in Berlin und in Wien, wo er an der Akademie der bildenden Künste lehrt. Zuletzt veröffentlichte er Regieren im Bildraum (Polypen/b_books, 2008) und Das Erziehungsbild. Zur visuellen Kultur des Pädagogischen (hg. mit Marion von Osten, Schlebrügge. Editor, 2010). Seine künstlerische Arbeiten sind verschränkt mit und ergänzen seine theoretischen und historischen Arbeiten zu visueller Kultur.
Konzept und Realisation: Tom Holert
Produktion: 8th Gwangju Biennale 2010 auf Einladung von Massimiliano Gioni.
Schnitt: Adi Wolotzky
Audio: Robert und Ronald Lippok
Übersetzung: Gerrit Jackson
Beratung: Claudia Honecker