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SALON POPULAIRE (KUNSTSAELE BERLIN)

Eröffnung Mittwoch 09.02. 18:00-21:00

Täglich 11:00-20:00

Yael Bartanas 16mm Filminstallation Entartete Kunst Lebt bezieht sich auf das Gemälde Kriegskrüppel (1920) des expressionistischen Malers Otto Dix (1891-1969). 1937 wurde es von den Nationalsozialisten in der Propagandaausstellung Entartete Kunst gezeigt und damit zugleich beschlagnahmt. Wie viele seiner Werke, wurde auch diese Gemälde vermutlich während des Nationalsozialismus zerstört. In ihrer Arbeit rekonstruiert Bartana das Gemälde und gibt es damit der ‚realen Welt’ zurück: die Vergangenheit wird mittels neuer Technologien und mit Hilfe eines Animationsfilms in der Gegenwart wiederhergestellt. Dieser Vorgang ermöglicht eine Re-Lektüre des ursprünglichen Bildes und dessen Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart. Bartana untersucht damit, was es heißt, sich auf das Werk eines anderen Küstlers zu beziehen. Zugleich thematisiert sie die Bedeutung von Konservierung und Rekonstruktion eines zerstörten visuellen Objekts mit Hilfe neuer Technologien.

Entarte Kunst Lebt haucht den grotesken Figuren Dix’ ,neues Leben‘ ein, mit deren Darstellung der Künstler die Zustände der deutschen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg kritisierte. Bartanas Schaffensakt ‚ex nihilo‘ setzt die Figuren in Bewegung und stattet sie so mit einer falschen Macht aus, welche sie ursprünglich gar nicht besaßen und die sie nun in Bewegung hält. In ihrer Arbeit tragen die ‚Krüppel‘, oder vielmehr erzeugen sie sogar ‚live’ entartete Kunst. Durch ihr Leben (und nicht ihr Sterben im Krieg) erklären sie – verwundet, geschlagen und erschöpft – ihren Sieg und die Macht der Kunst.

Israel 2010, 16mm Loop, Schwarzweiß, Ton, 5 Minuten

Yael Bartana wurde 1970 in Kfar-Yehezkel, Israel, geboren und lebt und arbeitet in Amsterdam und Tel Aviv. Einzelausstellungen u.a. im Moderna Museet in Malmö (2010), im Museum für Zeitgenössische Kunst in Warschau (2009), im PS1 in New York (2008), dem Center for Contemporary Art in Tel Aviv (2008), dem Kunst- verein in Hamburg (2007) und dem Van Abbemuseum in Eindhoven (2006). Sie hat 2006 und 2010 an der Sao Paolo Biennale, der Documenta 12 (2007) und der Istanbul Biennale (2005) teilgenommen. Ihre Filme wurden auf zahlreichen internationalen

Filmfestivals gezeigt. Yael Bartana wird bei der 54. Venedig Biennale (2011) Polen vertreten.

We Will Be Strong In Our Weakness

„Unser Aufruf richtet sich nicht nur an Juden. Wir nehmen alle bei uns auf, die in ihrem Heimatland keinen Platz mehr finden – die Vertriebenen und Verfolgten. In unserer Bewegung wird es keinerlei Diskriminierung geben. Wir werden Euch nicht nach Eurer Lebensgeschichte oder Eurer Aufenthaltsgenehmigung fragen, nicht Euren Flüchtlingsstatus überprüfen. Wir werden stark sein in unserer Schwäche.“ (JRMiP Manifest)

2007 initiierte Yael Bartana das Jewish Renaissance Movement in Poland (JRMiP), eine politische Bewegung, die zur Rückkehr von 3.300.000 Juden in das Land ihrer Vorfahren aufruft: „Wir wollen zurückkehren! Nicht nach Uganda, Argentinien oder Madagaskar. Nicht einmal nach Palästina. Nein, unser Sehnen gilt Polen, dem Land unserer Väter und Vorväter.“ (JRMiP Manifest) Das JRMiP soll darüber hinaus in einem größeren Kontext gelesen werden und unabhängig von der komplexen polnisch-jüdischen Beziehung als eine experimentelle Form kollektiver Psychotherapie gelesen werden, durch die nationale Dämonen geweckt und ans Tageslicht gebracht werden. Bartana hat mit und über die Bewegung Filme realisiert, Mary Koszmary (Träume Alpträume) (2007), Mur i Wieża (Mauer und Turm) (2009), sowie die Performance We Will Be Strong In Our Weakness (2010), eine öffentliche Beschwörung des Geists der Bewegung durch Susanne Sachsse als Rivka. Seit seiner Gründung ist das JRMiP stetig gewachsen und hat zahlreiche Anhänger gefunden.

In einem nächsten Schritt lädt das JRMiP ausgewählte Gäste des Festivals – FilmemacherInnen, KünstlerInnen und KritikerInnen – dazu ein, sich mit ihren Gedanken und Vorschlägen an diesem kollektiven Prozess zu beteiligen. Die Videointerviews, die dabei entstehen, werden im Kino präsentiert.

„Mit nur einer Religion können wir nicht hören.

Mit nur einer Farbe können wir nicht sehen.

Mit nur einer Kultur können wir nicht fühlen.

Ohne Euch können wir uns nicht einmal erinnern.

Schließt Euch uns an und Europa wird überwältigt sein!“

(JRMiP Manifest)

Yael Bartana, Camilla Nielsson, Susanne Sachsse, Marc Siegel sowie die InterviewpartnerInnen.

Yael Bartana, geboren 1970 in Kfar-Yehezkel, Israel. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Amsterdam und Tel Aviv.

Camilla Nielsson, geboren 1970. Die Filmemacherin (The Children of Darfur, Mumbai Disconnected) lebt in Kopenhagen.

Susanne Sachsse ist Schauspielerin und lebt in Berlin.

Marc Siegel ist Filmwissenschaftler und Kurator und lebt in Berlin.

Gefördert durch:

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  • Logo des Programms NeuStart Kultur