Angela Melitopoulos und Constanze Ruhm sammeln in dieser performativen Archivsichtung Aussagen über den Begriff des Zugangs zum Archiv. Filme bzw. Filmausschnitte rund um das Programm des Forums von 1972 werden in einem performativen Herstellungsakt als offener Sichtungsprozess gezeigt. Das Arsenal Kino 1 verwandelt sich in eine Montage-Bühne und wird zum Produktionsraum einer Live-Sichtung. Dieser Schaltraum zwischen Archiv, Theater und Kino wird zu einem psycho-technischen Plateau mit unsichtbaren Zu-und Ausgängen und einigen magischen Archivfilmen. Zufall, die körperliche Insistenz des Daseins und Überlegungen zum Verhältnis von institutioneller Architektur und Kinoprojektion spielen dabei eine große Rolle. Die eingeladenen Archivare und Archivarinnen verhandeln die Frage des Zugangs zu einem virtuellen Raum der Programmierung an Hand von Filmen und Filmausschnitten aus Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilmen, die von Arbeiter- und Häuserkämpfen, Geschlechterverhältnissen, den Beziehungen von Aussage und Filmzeit und immer von Fragen des Zugangs handeln.
Mit: Anselm Franke, Harun Farocki, Erika und Ulrich Gregor, Eunice Martins, Stefanie Schulte Strathaus, Senta Siewert
Ausgewählte Filme: HUNGER IN WALDENBURG, Piel Jutzi, Deutschland 1929, 35mm; LA TERRA TREMA, Luchino Visconti, Italien 1948, 35mm; CHIRCALES (DIE ZIEGELARBEITER), Marta Rodrigues, Jorge Silva, Kolumbien 1972, 16mm; CHUNKO KUO – CHINA, Michelangelo Antonioni, VR China 1972, 35mm; ZORNS LEMMA, Hollis Frampton, USA 1970, 16mm; NEWSREEL COLLECTIVE: BREAK AND ENTER, USA 1970, 16mm; NEWSREEL COLLECTIVE: JANIE'S LANIE, Geri Ashur, USA 1970, 16mm; A AND B IN ONTARIO, Joyce Wieland/Hollis Frampton, USA 1966-1984, 16mm
Angela Melitopoulos, geboren 1961 in München, lebt in Berlin. Seit 1985 entwickelt sie Kunstprojekte mit zeitbasierten Medien, die sich mit Mobilität/Migration, Mnemotechniken und Mikropolitiken befassen. Ihre Videoarbeiten werden international präsentiert (u.a. Berlin Documentary Forum, Berlinale Forum Expanded, Athens Biennale, Antonin Tapies Foundation Barcelona, KW Institute for Contemporary Art Berlin, Manifesta 7, Centre Georges Pompidou Paris, Whitney Museum New York, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía) und wurden mehrfach ausgezeichnet.
Die Künstlerin und Autorin Constanze Ruhm wurde 1965 in Wien geboren. Seit 1990 internationale Ausstellungen. Installationen, Filme/Videos, Publikationen, kuratorische Tätigkeit (haus.0programm im Künstlerhaus Stuttgart 2001–2003; Fate of Alien Modes, Secession Wien 2003 und ZKM Karlsruhe 2004). Ihre Videoarbeit MY_NEVER_ENDING_BURIAL_PLOT wurde als Weltpremiere im Rahmen von Forum Expanded bei der Berlinale 2010 gezeigt.
Die Performance ist Teil von "Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart", einem Projekt des Arsenal – Institut für Film und Videokunst, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.