Yacine lebt mit seinem Bruder Jamel in einer beengten Pariser Stadtwohnung. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit Kurierdiensten, doch zugleich hat er es zum Elitestudenten der Politischen Wissenschaft gebracht. Ein Kurierauftrag, der ihn ausgerechnet in das Haus seines Professors Richard Artaud führt, bringt seine gesamte Existenz ins Wanken. Sowohl der Professor als auch dessen Frau, die Schauspielerin Eléonore, zeigen ein außergewöhnliches, wenngleich irritierend paternalistisches Interesse an ihm. Wenig später stirbt der Professor urplötzlich – in einer atemberaubenden Szene verliert er sich in völliger Schwärze – und Yacine wird Eléonore ein eigenartiges Geständnis machen: „Ich bin nicht tot.“
Man könnte Mehdi Ben Attias zweiten Spielfilm als Geistergeschichte interpretieren, als Dreiecksverhältnis mit Seelenwanderung, sogar als Traktat über Klassenschranken und Diskriminierung. Doch so einfach macht er es sich zum Glück nicht. Yacines Identität bleibt undurchschaubar. JE NE SUIS PAS MORT ist eine faszinierende Reflexion über die Rollen, die ein Mensch spielt, als Sohn, als Bruder, als Liebender, als Denkender, als Repräsentant einer Funktion, einer Idee. (Christoph Terhechte)
Mehdi Ben Attia, geb. 1968 in Tunis, studierte Wirtschaft und Politikwissenschaft in Paris. Neben seiner Tätigkeit als Regisseur arbeitet er als Drehbuchautor. JE NE SUIS PAS MORT ist sein zweiter abendfüllender Spielfilm.
Produktion: Mercredi Films, Paris; Motek Films, Paris
Buch: Mehdi Ben Attia
Kamera: Grégoire de Calignon
Darsteller: Mehdi Dehbi, Maria de Medeiros, Emmanuel Salinger, Driss Ramdi
Format: DCP, Farbe
Länge: 100 Minuten
Sprache: Französisch
Foto: © Michaël Crotto / Mercredi films