Pierre hat nach einem Unfall, bei dem er unter Drogeneinfluss einen Menschen getötet hat, Fahrerflucht begangen. Jetzt sitzt er im Gefängnis. Dort besucht ihn seine Mutter jede Woche. Seine Frau Suzanne hat sich während seiner Haft von ihm getrennt und versucht nun, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Drei Menschen (zu ihnen kommen noch ein Gefängniswärter und ein junger Drogendealer), deren Gedanken manchmal um Banales wie einen Ölwechsel, oft aber um große Fragen und Gefühle kreisen: Einsamkeit, Tod, Sex, Schuld, Freiheit, vertane Chancen im Leben. So eng wie diese Leben verknüpft sind, so radikal sind die Trennungen, die der Film auf der formalen Ebene vornimmt. Nie sind die Protagonisten gemeinsam im Bild, nie gibt es einen Dialog. Die gedankliche Welt der Personen vermittelt sich über innere Monologe aus dem Off zu einem Bilderstrom, der weniger illustrativ als vielmehr assoziativ damit verschränkt wird. Sehen und Hören werden als Sinne der Filmwahrnehmung gewahr. Aus ihrer Gleichzeitigkeit ergibt sich eine Art audiovisueller Bewusstseinsstrom, der fast religiös herausarbeitet, was vielleicht den Kern des Menschen ausmacht, jenseits von Taten oder Untaten: seine Seele. (Anna Hoffmann)
François Delisle, geb. 1967 in Montreal, Kanada, studierte Film an der dortigen Concordia University. Nach einer Reihe von Kurzfilmen realisierte er 1994 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm RUTH. 2002 gründete er die Produktionsfirma Films 53/12 in Montreal.
Produktion: Films 53/12, Montreal
Buch, Kamera: François Delisle
Darsteller: Jacqueline Courtemanche, Dany Boudreault, Noémie Godin-Vigneau, François Delisle, Laurent Lucas
Format: DCP, Farbe
Länge: 85 Minuten
Sprache: Französisch
Foto: © Films 53/12