Der Tod eines alten Freundes stürzt Slavko in ein Dilemma. Er ist unschlüssig, ob er als Kroate an der Beerdigung im muslimischen Teil von Mostar teilnehmen soll. Einerseits fühlt er sich verpflichtet, andererseits fürchtet er Anfeindungen seines Umfelds. Seine Frau ist verärgert, und auch sein Sohn hat genug von seinen immergleichen Monologen.
Innerlich zerrissen und zutiefst gespalten – der Mann und seine Stadt haben etwas gemeinsam. Dass Mostar, fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges, immer noch geteilt ist, darauf beruht dieses Psychogramm. Eine unsichtbare Grenze aus Argwohn und Misstrauen bestimmt den Alltag der Menschen. Slavko möchte nichts falsch machen, hat aber das Gespür für das, was er wirklich will, verloren. Sein Agieren nimmt grotesk-paranoide Züge an. Unrast und Spannung macht die über weite Strecken sehr bewegliche, fluide Handkamera spürbar. Kurze emotionale Ausbrüche und dramatische Ausstiegs-Szenarien wirken wie ein Aufschrei, der folgenlos bleibt. Besonders beeindruckend sind die betont langen Szenen, oft handelt es sich um stummes Warten in Vorzimmern oder langwierige, redundante Debatten über Kleinigkeiten. Veränderung erwächst aus beidem nicht. (Birgit Kohler)
Bobo Jelčić, geb. 1964 in Mostar, studierte Regie an der Schauspielakademie in Zagreb und ist seither an Theatern in Kroatien, Deutschland, Österreich und der Schweiz als Regisseur tätig. Außerdem ist er Professor für Schauspiel an der Schauspielakademie in Zagreb. OBRANA I ZAŠTITA ist sein erster Spielfilm.
Produktion: Spiritus movens, Zagreb; Kadar, Siroki Brijeg; Croatian National Television, Zagreb
Buch: Bobo Jelčić
Kamera: Erol Zubčević
Darsteller: Bogdan Diklić, Nada Đurevska, Ivana Roščić, Izudin Bajrović
Format: DCP, Farbe
Länge: 87 Minuten
Sprachen: Kroatisch, Bosnisch
Foto: © Nikola Predovic